Rudi Kargus bei „Gute Leude – Das Hamburg Gespräch“
Shownotes
In „Gute Leude – Das Hamburg Gespräch“ mit Lars Meier erinnert sich Rudi Kargus an seine Anfänge beim HSV, erzählt von seinem späteren Weg in die Malerei und verrät, warum er selbst kein Fußballfan ist.
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00:00:02: Naja Hamburg war natürlich für mich so schlagworte wie Hafen, St.
00:00:07: Pauli.
00:00:09: Meine Mutter hatte immer Angst, dass ich irgendwie auf St.
00:00:12: Paulilande oder so und hat immer gewarnt.
00:00:17: Es war so, dass ich nie irgendwo im Kopf Raum hatte für andere Dinge.
00:00:24: Der Fußball hat mich so aufgefressen, also wirklich auch aufgefressen.
00:00:29: Also natürlich positiv, aber auch als mentale Belastung.
00:00:36: Oft sagen welche, ich würde so wirken, als würde ich so in mir ruhen.
00:00:40: Aber der Zweifel, der ist eigentlich der ständige Begleiter der Malerei.
00:00:45: Der ist immer da.
00:00:47: Und also unterm Strich würde ich sagen, eigentlich ist das auch gut.
00:01:12: Das Hamburg-Gespräch
00:01:13: mit Lars Meier, jetzt.
00:01:18: Heute bei mir zu Gast ist der frühere Fußball-Torhüter und heutige Künstler Rudi Cargus.
00:01:22: Moin, moin.
00:01:24: Hallo, guten Tag.
00:01:25: Du bist twoundfünfzig in Worms geboren und aufgewachsen.
00:01:29: Dort begann auch deine Karriere als Fußballprofi, die dich Anfang der Siebzigerjahre nach Hamburg zum HSV führte und dir den Diedel als Elfmeter-Töte einbrachte.
00:01:38: Du hast deine aktive Laufbahn als Torhüter beendet und dich daraufhin der Malerei zugewendet.
00:01:44: Seitdem arbeitest du als bildender Künstler.
00:01:46: Du hast zwei erwachsene Kinder, bist verheiratet und lebst in Quickborn.
00:01:51: Du bist gelernter Verwaltungsangestellter, hast aber nach der Ausbildung den Wechsel in den Profisport und später in die bildende Kunst vollzogen.
00:01:59: Fragst du dich manchmal, wie dein Leben heute aussehen würde, wenn du der Verwaltung treu geblieben wärst?
00:02:05: in der Tat.
00:02:06: Also die Frage habe ich mir das öfteren schon mal so im stillen Moment gestellt, dass ich dachte, mein Gott, wie wir das gewesen, wenn du beide am Schalter der AOK gesessen hättest.
00:02:19: Tja, schwierig, also eigentlich nicht auszudenken.
00:02:23: Also
00:02:23: mutmaßlich hättest dich ja auch nicht in die Malerei getrieben, weil du möglicherweise auch die finanzielle Freiheit nicht so gehabt hättest zu sagen, so ich leg jetzt mal los, ne?
00:02:32: Auch das, also alles... Wäre alles anders gewesen?
00:02:37: Wenn man die Fußballprofis von heute vor Augen hat, dann gehen die eine relativ gerade Linie, also die wenigen, die es schaffen durch die Jugend und zack, haben die schon den ersten Millionenvertrag unterschrieben.
00:02:48: Zu deiner Zeit war das tatsächlich noch so, dass die meisten Vereine bzw.
00:02:52: auch die Eltern darauf geachtet haben, dass man noch eine Ausbildung gemacht hat.
00:02:55: Warum denn Verwaltungsangestellter?
00:02:58: War das etwas, wo du gesagt hast, das kann nicht mit dem Training gut kombinieren?
00:03:02: Oder hast du immer schon so einen Sinn für Ordnung und Behörden gehabt.
00:03:06: Kannst du Gedanken lesen, quasi.
00:03:09: Also in der Tat war das eigentlich so, dass ich sage mal so ab vierzehn, fünfzehn war mein Gedanke immer beim Fußball oder dass ich im Fußball irgendwas wollte.
00:03:21: Und also es dann darum ging, die in eine Lehre anzufangen, wo meine Eltern auch drauf bestanden haben.
00:03:26: Genau, ganz richtig.
00:03:27: Die wollten unbedingt, dass ich eine Lehre mache.
00:03:30: Und Eigentlich bin ich dann in der Verwaltung gelandet, weil ich geguckt habe, wann irgendwo Feierabend ist.
00:03:36: Und wenn ich dann ins Kaufmännische wäre, hätte ich bis halb sieben wohl arbeiten müssen und dann hätte ich keine Zeit gehabt.
00:03:42: Und da war siebzehn Uhr Schluss und dann konnte ich immer zum Training.
00:03:45: Und das, ich glaube, das war mit der ausschlaggebende Punkt.
00:03:48: Du hast ja im Grunde jetzt, wenn man so dein Leben quasi in zwei Teile teilt, ist die erste Teil von Sport geprägt, der zweite Teil von der Kunst.
00:03:55: Welche berufliche Existenz hat dich denn mehr geprägt?
00:04:03: Also das ist ganz schwer abzuwägen, muss ich ehrlich sagen.
00:04:07: Das ist einfach zeitabhängig gewesen und in der Fußballzeit hat mich dieser Beruf total geprägt, also zu hundert Prozent.
00:04:21: Und das klingt natürlich auch jetzt noch in dieser Zeit jetzt, wo ich bei der Kunst bin, auch noch nach.
00:04:27: Aber trotzdem ist die Kunst natürlich auch prägend geworden.
00:04:33: Du bist ja aus Worms.
00:04:35: Und ich sag mal, in Zeiten, wo man kein Internet hatte, wo es auch nicht so viele Zeitungen gab und so weiter, wusste man wahrscheinlich von, wenn man im Süden gelebt hat, relativ wenig über den Norden und umgekehrt.
00:04:46: Also ich kann mich erinnern, als ich Mitte der Neunziger hier nach Hamburg kam.
00:04:50: Da gab es in den ersten Laden, wo es mal Leberkäse gab oder Weizenbier.
00:04:54: Das ist ja heute alles total selbstverständlich.
00:04:57: Was hattest du denn für eine Idee von Hamburg?
00:05:01: Naja, Hamburg war natürlich für mich so schlag worden wie Hafen, St.
00:05:06: Pauli.
00:05:08: Meine Mutter hatte immer Angst, dass ich irgendwie auf St.
00:05:11: Paulilande oder so.
00:05:13: Hat immer gewarnt.
00:05:16: Und inwiefern hat sie das bestätigt tatsächlich?
00:05:19: Also, ich sag mal, Hamburg ist ja mehr als Hafen und St.
00:05:22: Pauli, ne?
00:05:23: Naja, am Anfang hab ich es in der Tat gemieden.
00:05:25: Ich hab auf meine Mutter gehört.
00:05:26: Ja, sehr gut.
00:05:28: Aber was
00:05:29: hat sich nachher geändert?
00:05:30: Was wir nicht meiden, sind die Hamburger Lieblinge.
00:05:33: Deine nämlich.
00:05:34: Welch ist deine Lieblingsausstellung in Hamburg?
00:05:38: Das ist ziemlich naheliegend, weil ich gerade dort war.
00:05:43: Das war diese Painting-Ausstellung in dem Falkenberghaus in Hamburg.
00:05:47: Toll.
00:05:49: Da war ich gerade und es ist richtig toll.
00:05:53: Welch ist dein Lieblingsrestaurant in Hamburg?
00:05:56: Das ist auch einfach schon immer Cuneo.
00:05:59: Ehrlich?
00:05:59: Ja, Davidstraße Cuneo.
00:06:01: Ach, das ist wirklich köstlich.
00:06:03: Ich
00:06:03: habe immer das Gefühl, da sind vor allen Dingen viele Schauspieler und Schauspieler vom St.
00:06:06: Pauli Theater.
00:06:07: Ist das auch ein Aspekt, der dich da noch mehr beflügelt hinzugehen, einfach weil es so voller Kunst und Kultur ist?
00:06:13: Oder sind es die Nudeln, die Arabiata?
00:06:16: Es ist eigentlich alles.
00:06:17: Also Cuneo ist einfach eine ganz spezielle Stimmung, hatte das immer für mich schon.
00:06:24: Und dann ist mit Franco Cuneo und jetzt auch Franka Cuneo, die es übernommen hat, sind zwei wunderbare Menschen und es ist so ein Wohlfühlort für mich.
00:06:36: Welches ist deine Lieblingssehenswürdigkeit in Hamburg?
00:06:44: Wenn ihr Wasser gelten lasst, dann würde ich sagen Alster, Elbe und der Hafen, weil ja Wasser merkwürdigerweise, obwohl ich sonst, ich bin jetzt kein besonderer Schwimmer oder dergleichen, aber mich zieht es auch so im Urlaub immer zu Städten am Wasser hin und hier so alles am Wasser, das finde ich schon spannend.
00:07:07: Ja, welches ist dein Lieblingsstraße in
00:07:10: Hamburg?
00:07:13: Auch das ist schwierig, so eine festzulegen.
00:07:16: Wenn ich jetzt über die Straße direkt nachdenke, lande ich merkwürdigerweise bei der Roten Baumchaussee.
00:07:23: Ich glaube, das hat natürlich auch mit Nostalgie zu tun.
00:07:26: Klar.
00:07:26: Weil ich bin mit achtzehn nach Hamburg gekommen und habe dann die erste Nacht in der Pension am Roten Baum geschlafen.
00:07:35: Und um am nächsten Tag direkt gegenüber auf dem alten Roten Baum Sportplatz, dem alte Erwödingen, dann direkt beim Probespiel zu spielen und mit achtzehn Jahren denn so jemand wie Uwe Seeler gegenüber zu stehen.
00:07:48: Und das war natürlich etwas, was ich echt behalten habe.
00:07:51: Ist das denn das erste Spiel?
00:07:53: Hast du das noch in Erinnerung so ein bisschen?
00:07:54: Also ist das gut gegangen oder hast du die Hosen voll gehabt und daneben gegriffen?
00:07:59: Und die anderen haben aber gesagt, na eigentlich ist das gut.
00:08:02: Ich glaube, es ist ganz gut gegangen.
00:08:05: Das war ganz okay.
00:08:06: Aber Bammel hatte ich natürlich.
00:08:08: Das waren zu der Zeit natürlich so Namen.
00:08:11: Ube-Seeler, Willi Schulz und so.
00:08:13: Das waren einfach absolute Heroes für mich natürlich.
00:08:18: Welches ist dein Lieblingstheater in Hamburg?
00:08:21: Eigentlich im Wechsel Talia und Schauspielhaus.
00:08:24: Jetzt würde die Waagschale gerade mal ausschlagen.
00:08:27: zum Schauspielhaus, weil ich im Januar da so eine tolle Aufführung sehen habe, Anthropolis.
00:08:32: Oh, ja.
00:08:32: Ja,
00:08:33: von Schimmelfennig, das war wunderbar.
00:08:36: Aber ich wechsel das immer, aber schon die beiden, ja.
00:08:42: Bist du nach Hamburg gekommen mit achtzehn zu einer Zeit, wo man, wie ich ja schon gesagt habe, noch gar nicht so viel Wissen parat hatte, also Handy war nun ganz weit weg und die Zeitungen haben jetzt auch nicht ständig über Hamburg berichtet, möglicherweise.
00:08:56: War die Anziehungskraft größer von Seiten der Stadt oder aber auch vom HSV?
00:09:01: Also war der HSV so etwas, wo du gesagt hast, Bord, da willst du mal hin?
00:09:04: Und wie kam es überhaupt dazu?
00:09:07: Also das war schon der Name HSV.
00:09:11: Das war eigentlich die Faszination Bundesliga, weil das war das, wo ich hin wollte.
00:09:16: Und ich glaube, wenn das ein anderer Verein gewesen wäre, hätte das wahrscheinlich auch funktioniert.
00:09:23: Und ich glaube, eine Woche nachdem ich dann nach Hamburg bin, war dann Kaiserslautern bei meinen Eltern und das war dann zu spät.
00:09:31: Sonst wäre ich vielleicht dorthin gegangen, weil es auch in der Nähe war.
00:09:34: Aber erstligaverein HSV war für mich dann ganz klar, da wäre ich... Barfuß nach Hamburg laufen.
00:09:42: Hat man trotzdem dieses vollkommenen Glücks, was du wahrscheinlich ja gespürt hast, trotzdem Heimwege gehabt?
00:09:49: Ja, in Maßen schon.
00:09:50: Das war für mich ... Bei
00:09:51: deinen Eltern konnten ja jetzt nicht mal hin und her pendeln wahrscheinlich.
00:09:54: Richtig.
00:09:55: Und ich ... Das war so eine Kindheit in Worms, ich sag mal so, in der Provinz quasi.
00:10:04: Und ich war da schon so einfach an zu Hause gebunden.
00:10:09: Und ... Also ich glaube, ich hätte mir für irgendwelche anderen Dinge oder Bereiche noch nicht mal vorstellen können, nach Frankfurt zu gehen.
00:10:17: Das ist sechs Kilometer weg.
00:10:19: Das wäre utopisch gewesen.
00:10:20: Das war halt nur für den Fußball und HSV und da war das gar keine Frage für mich, dass ich hierher gehe.
00:10:28: Bevor es hier gleich weitergeht, mache ich gerne Werbung für unseren Kooperationspartner die Zeit.
00:10:33: Mein Arbeitstag beginnt mit der Elbvertiefung dem kostenlosen Newsletter von Zeit Hamburg.
00:10:38: Alle wichtigen Infos rund um Hamburg gibt es auf www.zeit.de.
00:10:42: Elbvertiefung oder von Montags bis Samstags um sechs Uhr im E-Mail-Postfach.
00:10:47: Oder ganz neu der Zeit Hamburg Elbvertiefungs Podcast zum Wochenende.
00:10:52: Hört mal rein.
00:10:55: Eine ungefähre Vorstellung, wie heutzutage das Leben eines Fußball-Profis ist, was vor allen Dingen auch geprägt wird, wahrscheinlich durch Social Media-Videos und was weiß ich nicht alles.
00:11:05: Wie war denn dein Tagesablauf?
00:11:07: Warst du damals schon voll Profi oder musstest du noch nebenbei noch irgendwas machen?
00:11:13: Ja, das ist eigentlich eine lustige Geschichte, weil als ich dann hochkam, ich war dann noch ein halbes Jahr Jugendspieler, habe dann bei der Bundesliga trainiert.
00:11:23: Und zu der Zeit war das so, dass wenn man Jugendspieler noch war, musste man eine Arbeit vorweisen, durfte man jetzt nicht vom Fußball quasi leben.
00:11:35: Denn hat der Verein uns dann immer so irgendwelche Pseudo-Jobs besorgt, wo wir dann auch erscheinen mussten.
00:11:43: Ich habe dann in der Tat, glaube ich, mal kurz im Büro bei Holstenbrauerei gearbeitet und bei Kaufhof in der Sportabteilung.
00:11:51: Ach, das war ja naheliegend, ne?
00:11:53: Hast du da damals auch Sankt Pauli Trikots verkauft oder hast du die nicht angefasst?
00:11:57: Ich
00:11:57: glaube, die hatten wir nicht.
00:12:01: Wie ist denn deine Reise hier durch Hamburg gewesen von den Wohnorten?
00:12:04: Also du hast in der Pension erst mal übernachtet, da hast du aber ja wahrscheinlich jetzt nicht dauerhaft in Roten Baum gewohnt.
00:12:10: Nee, ich glaube dann gab es nochmal dieses... Motel an der Ho-Luft-Schursee, das gibt es immer noch.
00:12:16: Das finde ich beeindruckend, wenn ich vorbeifahre.
00:12:19: Da habe ich auch zwei, drei Wochen gewohnt.
00:12:22: War denn damals schon so ein Wohnungsmangel oder warum hat das so lange gedauert?
00:12:26: Naja, der Verein hat denn schon irgendwie eine Familie gesucht oder so, wo wir hinkonten, dass wir so ein bisschen Anschluss hatten und die haben dann eine Familie gefunden.
00:12:38: Das war weit draußen in Volksdorf oder so.
00:12:41: Und dann musste ich morgens immer zum Büro in die Brauerei nach Altona.
00:12:47: Das sind also lustige Erlebnisse im Rücken.
00:12:50: Ja, und welche Stadtteile haben dich dann noch so geprägt oder deinen Weg bereitet?
00:12:57: Naja, in der Zeit schon in erster Linie, würde ich sagen, so Roten Baum, Eppendorf, weil ... Wir auch am Roten Baum trainiert haben noch.
00:13:09: Ich hab noch ein oder zwei Jahre am Roten Baum trainiert, was immer sehr gut und interessant war.
00:13:16: Es hat Spaß gemacht da.
00:13:18: Wenn dann so Torschuss-Training war, der landete der Ball auf der Roten Baumschursee und das war ganz lustig.
00:13:24: Und wenn man so unterwegs war, war das dann eher mal Eppendorf oder Pöseldorf irgendwie in Lokalen oder so.
00:13:31: Ja.
00:13:32: Wie schnell hast du Hamburg denn für dich so erobert, dass du gesagt hast, Das ist jetzt hier meine Stadt.
00:13:38: Hast du erst mal gefremdelt?
00:13:39: Weil man sagte ja vor allen Dingen damals, jetzt ist natürlich ganz anders noch mal durcheinander geraten, eben durch Kulturen und was auch immer, dass der Hamburger als solches ja jetzt erst mal niemand ist, der einen Freund
00:13:51: sucht.
00:13:52: Und du warst es aus Süddeutschland wahrscheinlich auch gewohnt, dass gerne mehrere fremde Leute an einem Tisch saßen.
00:13:58: Das hat es ja hier gar nicht gegeben.
00:14:01: Ja, das... Also ich verbinde es weniger mit Nord und Süd.
00:14:05: Ich würde es eher verbinden mit Großstadt und Kleinstadt oder Mittelgroße Stadt.
00:14:12: Dieses große Hamburg damals, das war für mich so die Neuheit.
00:14:17: Ja, das war sicher schwierig, gab es auch schwierige Momente, aber insgesamt war ich einfach froh, dass ich hier war und da so quasi meine Fußballkarriere starten konnte oder sollte.
00:14:30: Ja.
00:14:31: Und dann ging es richtig rund.
00:14:33: Du gehörst noch zu der Erfolgsmannschaft des HSV, an die man sich sehr gerne erinnert hier in Hamburg.
00:14:39: Was hat sich, also auch da ist, glaube ich, heute Erfolg nochmal anders bemessen, hat andere Ausmaße auch auf das Privatleben möglicherweise.
00:14:48: Wie war das damals als deutscher Meister?
00:14:52: Hast du überall freige Tränke bekommen und man hat dir sofort einen reservierten Tisch gegeben oder?
00:14:59: Ja, also es war natürlich eine wirklich eine völlig andere Zeit.
00:15:03: Und ich habe jetzt mal so für mich nachgedacht, also zum Beispiel Hochzeit.
00:15:08: bei mir war hier zum Beispiel neunzehntfünfundsiebzig.
00:15:12: Und dann ist mir die Tage gerade gekommen, das sind fünfzig Jahre.
00:15:17: Das ist ja unfassbar normal.
00:15:19: Also ich will sagen, das war eine vollkommen andere Zeit.
00:15:22: Gerade auch so dieses als Fußball Profi so in der Stadt.
00:15:28: Ich glaube, das war einfach eher ein normaler Umgang und so.
00:15:33: Und zu heute, es ist für mich auch schwer, einen Vergleich zu finden, weil ich muss gestehen, dass ich so den Einblick in dieses Leben, was der Fußballprofi heute führt, gar nicht habe.
00:15:46: Gibt es denn einen Ort, ich sag mal, außerhalb Roten Baum und Volkspark, einen Ort, der für dich eine ganz besondere Bedeutung hat, an den du dich immer wieder gerne erinnerst?
00:16:00: Ja, also gezielt schwierig.
00:16:04: Jetzt für mich die Stadtteile, die ich eben genannt habe.
00:16:08: Ja, dann immer wieder, ich komme dann immer wieder auf Elbe oder Alster oder so.
00:16:12: Ja, so geht es mir auch
00:16:13: tatsächlich.
00:16:15: Wobei ich auch immer mal woanders, also mal Stadtpark, mal dies, mal das.
00:16:20: Aber es, komischerweise, immer wieder dieses Wasser, ja auch.
00:16:24: Würdest du so weit gehen, zu sagen, du bist Hansi Art jetzt?
00:16:27: Oder irgendwie, also in der Sprachfarbe erkennt man ja doch immer noch den Wormser.
00:16:32: Ja.
00:16:33: Sieht das innerlich anders aus?
00:16:36: Nee, das mit Worms ist jetzt auch Vergangenheit.
00:16:40: Also das ist halt meine Heimatstadt, wo ich herkomme und wo ich immer gerne zurückfahre.
00:16:44: Aber ansonsten ist Hamburg schon meine Heimat geworden, ja, würde ich sagen.
00:16:49: Was
00:16:50: siehst du denn als typisch hamburgisch an?
00:16:53: Naja.
00:16:54: würde trotzdem noch sagen, eine gewisse Reserviertheit, dieses typisch Hanseatische, das ja.
00:17:02: Quickborn ist ja quasi ein Vorort von Hamburg, möchte ich jetzt hören.
00:17:06: Die Quickborner waren aufschreien wahrscheinlich alle, sehr nicht so weit zumindest entfernt.
00:17:11: Was hatte ich denn bewogen damals, irgendwann rauszuziehen sozusagen?
00:17:16: Ich bin dann, neunzehnundinzig, zurückgekommen nach Hamburg und hatte denn noch mal erneut einen Job beim HSV und zwar in der Nachwuchsarbeit.
00:17:25: Ich habe dann fünf Jahre Jugendarbeit gemacht und das war noch mal eine ganz interessante Zeit.
00:17:31: und das hat natürlich alles in Nordreste, da am Ochsenzoll stattgefunden, tagtäglich und da habe ich da draußen was gesucht und erst woanders gewohnt.
00:17:40: und dann sind wir umgezogen nach Wigbon, weil sich das dann ergab, dass dann nettes Haus frei war.
00:17:47: und seitdem wohne ich da so im Grünen und da ist das ... ist auch okay.
00:17:52: Berührt dich der HSV denn heute noch emotional?
00:17:55: Bist du in den letzten sieben Jahren sehr frustriert gewesen wie viele meiner Freundinnen und Freunde?
00:17:59: Oder sagst du, ich weiß ja wie Niederlagen gehen, ich weiß auch wie Siege gehen und jetzt sieht es ja wieder ein bisschen besser aus.
00:18:06: Zumindest ist man in der ersten Liga.
00:18:08: Also sicher Letzteres.
00:18:12: Ich war jetzt oder ich bin nach meiner aktiven Zeit eigentlich nie Irgendwo Fußball-Fan geworden.
00:18:20: Also ich war immer Spieler oder Beschauer.
00:18:23: Also Fan, das hat mir jetzt nicht gelegen, muss ich sagen.
00:18:28: Insofern habe ich das auch immer fragen, wenn der HSV wieder den Aufstieg vergeigt hat.
00:18:34: Und dass die anderen verzweifelt waren, also das war bei mir nicht so.
00:18:38: Trotzdem... Bin ich jetzt ganz froh drüber, dass Sie wieder in der ersten Liga sind, weil mich denn auch das Spiel wieder im Stadion mehr interessiert.
00:18:47: Mich interessiert natürlich schon das Fußballspiel selbst und ich gucke das dann auch ziemlich ruhig, wenn ich dort bin und werde auch wieder öfter hingehen und so.
00:18:56: Aber der typische Fußballfan war ich nie und werde ich sich auch nicht werden.
00:19:00: Das
00:19:00: heißt Samstags, fünfzehn, dreißig hat für dich erst mal keine Bedeutung außer du fährst vielleicht in Stadion.
00:19:06: So ist es jetzt, aber ich muss sagen, als ich aufgehört habe nach der aktiven Zeit, das waren immerhin, ich glaube, sechzehn oder siebzehn Jahre in der Bundesliga, also es hat bestimmt zwei Jahre gedauert, bis Samstag, wenn es fünfzehn oder dreißig wurde, das für mich eine normale Uhrzeit war, also oder noch länger gedauert.
00:19:27: Um die Uhrzeit, Samstag Nachmittag, das war immer irgendwie ein Termin, der wo ich gar nicht richtig wusste, was ich machen soll.
00:19:34: Das war so eingeschweißt bei mir.
00:19:37: Das war schwierig.
00:19:38: Hast du denn da Tricks gehabt für dich, wie du dich selber überwindest?
00:19:42: Oder war das tatsächlich dann die Malerei, die dir geholfen hat und du dann so selbst verloren von der Leinwand saß?
00:19:48: Ich wollte grad sagen, später bin ich denn in der Tat meistens Adelaide gegangen, ja.
00:19:53: Samstags Nachmittags.
00:19:55: Kommen wir mal zur Malerei.
00:19:57: Das ist ja etwas, was ja, also klar, es ist Kunst, aber es ist ja auch Handwerk.
00:20:02: Das heißt, irgendjemand muss es dir ja mal beigebracht haben.
00:20:06: Oder hast du dir das alles abgeguckt?
00:20:08: Das gibt's ja auch.
00:20:10: Oder kann ich mir vorstellen, du hast irgendwann mal in einer Volkshochschule im Abendkurs gesessen und mit Aquarellmalerei angefangen.
00:20:18: Da war jetzt vieles drin, was stimmt.
00:20:21: Okay.
00:20:23: Das war ... Etwas, was ich mir natürlich vorher überhaupt nicht vorstellen konnte, dass das da mal endet oder dass ich da hingehe, das ist so gekommen, dass ich nach dem Fußball so eine Auszeit hatte.
00:20:38: Ich hatte eine Verletzung, war in der Reha und so und in dieser Reha-Zeit habe ich so für mich realisiert, dass ich glaube, dreißig Jahre oder so quasi täglich Fußball im Kopf hatte.
00:20:52: Ich hab gedacht, das muss ich mal ändern.
00:20:55: Also, ich muss andere Dinge an mich ranlassen.
00:20:57: Das war eigentlich der erste Gedanke.
00:21:00: Und dann war ich so auf der Suche und hab alles Mögliche ausgetestet.
00:21:04: Was war da so mit bei?
00:21:06: Hättest du auch Holzschnitzel reinmachen können?
00:21:08: Das weniger, ja, weil ich so handwerklich, glaube ich, sehr ungeschickt bin.
00:21:14: Bin ja vielem ungeschickt.
00:21:18: So, und dann hab ich ausprobiert, ja, ich bin ... So vieles ging gereist, habe mir viel angesehen, natürlich, viele Städte angesehen.
00:21:29: Ich habe ganz viel gelesen, Literatur, mir mehr zu Gemüde geführt, das war in der Zeit sehr wichtig.
00:21:35: Was war das für Literatur dann?
00:21:38: Eigentlich keine Fußballerbiografien.
00:21:40: Nein, das jetzt nicht.
00:21:41: Also alles zeitgenössische Romane, aber auch klassisch so, dass ich immer so ein... Kanon mir angeguckt hat und hab gedacht, naja, das soll das dir vielleicht mal gelesen haben, aber hab auch das gemacht, ja, ja, also der Mann ohne Eigenschaften und so weiter.
00:21:59: Nee, das war auch toll.
00:22:01: Das war wirklich richtig
00:22:03: gut.
00:22:05: sehr körperlichen Sport, war das so ein ganz bewusster Gegensatz oder hat dir das einfach auch gefehlt?
00:22:11: Also klar muss man den Kopf da auch anstrengen, gerade was Strafraumbeherrschung, das erkennen, wie können Bälle fliegen und so weiter, das weißt du alles besser.
00:22:20: Aber war das so auch so ein Bewusstes, so eine Lehre, die du auffüllen wolltest?
00:22:26: Ja, vielleicht würde ich mal sagen.
00:22:30: Es war eher so, dass ich in dieser Fußballzeit Das ist was, was ich jetzt rückblickend sehe.
00:22:37: Also in dieser Fußballzeit habe ich eigentlich, ich weiß gar nicht, was ich das ansonsten den ganzen Tag gemacht habe, muss ich ehrlich sagen.
00:22:45: Ich hätte ja Zeit gehabt, da hatte man ja Zeit, wenn man an einem Tag nur am Mittag so um fünfzehn oder dreißig Training hatte.
00:22:52: Ich weiß gar nicht.
00:22:53: Aber es war so, dass ich nie irgendwo im Kopf Raum hatte für andere Dinge.
00:23:00: Der Fußball hat mich so aufgefressen, also wirklich auch aufgefressen.
00:23:05: Also natürlich positiv, aber auch als mentale Belastung.
00:23:11: Das war sehr fordernd und da war für anderes komisch.
00:23:17: Das
00:23:17: heißt, du bist morgens aufgestanden und hast dann schon was für den Körper gemacht sozusagen oder hast du einfach nur rumgehangen?
00:23:23: Ja, im Café oder was weiß ich?
00:23:27: Ja, vielleicht mehr rumgegangen.
00:23:28: Ja, ja.
00:23:30: Also, jetzt rückblickend, glaube ich, würde ich das ganz anders nutzen.
00:23:33: Ja.
00:23:34: Das war einfach so, dass ich auch alles hinterfragt habe, was stört, und das habe ich dann gelassen.
00:23:41: Also, ich bin dann Donnerstags schon nicht mehr in die Stadt gefahren, weil ich dachte, nee, nee, das mach dich für Samstag kaputt oder so.
00:23:48: Echt?
00:23:49: Ich war da natürlich ein bisschen manisch auch in die Richtung.
00:23:54: Wir kommen mal zu den Fragen der anderen Leute, haben zwei Leute befragt, ob sie denn eine Frage an dich haben.
00:23:59: Und ja, ja, sie kommt.
00:24:01: Achtung.
00:24:03: Lieber Herr
00:24:03: Kagus, hier spricht Milantäer, ich bin Direktor des Kunstvereins
00:24:06: Hamburg.
00:24:07: Als ehemaliger Fußballprofi wissen Sie, was Verzicht und Disziplin bedeuten.
00:24:11: Welche Rolle spielen
00:24:12: diese Faktoren heute für Sie
00:24:13: als Künstler?
00:24:15: Verzicht würde ich erst mal jetzt ausschließen.
00:24:18: Ist
00:24:18: eher Überfluss, ne?
00:24:19: Ja.
00:24:21: Disziplin ist schon ein Begriff.
00:24:24: Aber das muss man schon relativieren.
00:24:26: Also das mit der Kunst ist ja, und mit der Malerei ist ja eine komplexe Sache irgendwie.
00:24:32: Und ich würde sagen, Disziplin, ja, hilft mir oft, wenn ich mich Diszipliniere weiterzumachen oder Disziplinierern was zu zerstören und wieder anders zu machen.
00:24:48: Wenn das aber so ausartet, es gibt so eine andere Form von Disziplin.
00:24:53: die ich so in den ersten zehn Jahre der Malerei auch hatte und die war schädlich.
00:25:00: Wenn ich dachte, so, das hat jetzt nicht geklappt, jetzt kommt die Disziplin, jetzt mache ich das passend.
00:25:09: Jetzt muss das heute Abend noch gebogen werden.
00:25:12: Dann hat das natürlich in hundert Prozent der Fälle nicht geklappt.
00:25:18: Weil das klar ist.
00:25:19: Das ist klar, dass das nicht funktioniert.
00:25:21: Und das war ein langer Weg, bis ich das kapiert habe, dass diese Form von Disziplin nicht klappt.
00:25:26: Dass man dann genau das Gegenteil machen muss, muss man loslassen und geht dann nächsten Tag wieder hin.
00:25:32: Und dann macht man es kaputt und macht es wieder neu.
00:25:36: Und das muss sich erst lernen.
00:25:38: Also Disziplin, ja und nein.
00:25:40: Ja.
00:25:40: Wir kommen zur nächsten Frage.
00:25:43: Moin, lieber Rudi Kakus.
00:25:45: Hier spricht Laura Ludwig.
00:25:47: Ich bin ehemalige Beachfäber-Spielerin und auch Olympiasiegerin und Weltmeisterin und bin jetzt engagiert beim HSV im Präsidium.
00:25:56: Und ich hätte da eine Frage, wer war denn dein großes Fußballidol beim HSV?
00:26:03: Hast ja schon zwei Namen genannt, für wen würde sich entscheiden?
00:26:06: Mit Namen, das war Willi Schulz und Obe Zehler.
00:26:10: Na ja, von der Persönlichkeit natürlich, Obe Zehler beim HSV.
00:26:14: Im Fußball generell war natürlich mein großes Vorbild, Zapp Meyer, in meiner Jugend.
00:26:20: Und
00:26:21: du durftest mit ihm zusammenspielen
00:26:23: oder trainieren?
00:26:25: Plötzlich lag ich sogar mit dem zusammen auf dem Zimmer bei der Nationalmannschaft und das liegt man plötzlich mit seinem Idol zusammen.
00:26:31: Und wie bist du damit umgegangen?
00:26:33: Also ich sag mal, gerade wenn man mit dem dann auf einem Zimmer liegt, dann da gehen einem noch tausend Fragen durch den Kopf, oder?
00:26:42: Na ja, das...
00:26:43: Wie man jetzt so fennartig vielleicht besser dann doch nicht stellt.
00:26:46: Ich
00:26:46: wollte mich da nicht so als Fan
00:26:48: total
00:26:48: outen.
00:26:49: Du warst
00:26:50: ja auch Konkurrent oder Herausforderer.
00:26:52: Ja,
00:26:52: wobei, ja, der war schon, wie gesagt, mein Idol und ich habe schon zu dem aufgeschaut.
00:26:58: Und dann kam dann wirklich hinzu, dass der in der Zeit, wo ich denn dazukam, seiner Mannschaft, war er schon unbestritten.
00:27:05: Das war klar, dass er die Nummer eins ist.
00:27:07: Das war auch okay.
00:27:08: Konzilier, was von ihm abgucken.
00:27:10: Also ich meine, er war ja jetzt ungeachtet als Fußballer, der ja eine unglaubliche Lockerheit und hat immer mit dummen Sprüchen, auch in Interviews, viel Blödsinn gemacht, ist einer Ente hinterher gehächtet, mal im Olympiastadion und so weiter.
00:27:25: Ja, also das mit der Ente habe ich nie gemacht und das alles nur bedingt, aber so zu der Zeit... Hatte der natürlich auch seine ernsthafte Torwartseite und das hat mich schon beeindruckt.
00:27:39: War schon sehr gut zu der Zeit.
00:27:42: Neben den Momenten, wo du mit Sepp Maier auf einem Zimmer warst, was war denn dein größter Moment beim HSV?
00:27:48: War das dann tatsächlich der Titelgewinn zur deutschen Meisterschaft?
00:27:51: Oder gab es eigentlich etwas, was jetzt völlig unerwartet ist, weil es für dich so wichtig war, vielleicht auch?
00:27:58: Es gibt so drei vier Momente, die total geblieben sind.
00:28:02: Das ist natürlich die deutsche Meisterschaft, ja, die wir dann, glaube ich, vorletzend spielfix gemacht haben in Bielefeld, dann Null Null und dann deutscher Meister und nach Hamburg fahren und so.
00:28:15: Das bleibt in Erinnerung.
00:28:17: Dann Europa Cup-Sieg, Europa Cup der Pokalsieger in Amsterdam gegen Anderlecht, also das natürlich ein Europa Cup-Gewinn, also mir ist es nur einmal gelungen.
00:28:29: Und dann nochmal im Heute wird man sagen Champions League Endspiel, also der Landesmeister war das damals in Bernabiostadion.
00:28:38: Leider einzeln verloren, eigentlich die fürchterlichste Niederlage gegen Nottingham, Forest, weil wir klar besser waren und das ist aber auch geblieben.
00:28:47: Das sind so die Highlights, sag ich mal.
00:28:50: Du hast ja gerade gesagt, dass du während deiner Fußballerkarriere die Tage gar nicht so richtig gefüllt hast und auch gar nicht so, also du hast dann nachmittags Training gehabt, aber morgens neuer.
00:29:00: Wie planerisch bist du denn aus der Karriere rausgegangen?
00:29:03: Also hattest du eine Idee beim letzten Schlussfiff, was zu tun ist oder hattest du schon lange mit der HSV gesprochen, dass du Jugendtrainer wirst?
00:29:12: oder wie war das?
00:29:13: Nee, nee, also das mit dem Jugendtrainer kam erst später, hatte ich noch gar nichts.
00:29:18: Denn meine letzte Station war Köln, da war ich als Ersatzteuert beim ersten FC Köln, da habe ich noch in der Sporthochschule die Ausbildung, also Trainer Ausbildung gemacht, Fußballlehrer Ausbildung.
00:29:31: Und hatte natürlich irgendwie so im Hinterkopf, dass ich vielleicht da in den Fußball so reinrutsche.
00:29:36: Aber ich hatte nicht wirklich einen Plan.
00:29:39: Das muss ich ... Alles vieles, was ich heute so rückblickend sehe, ist für mich auch grotesk.
00:29:46: Ich hatte eigentlich keinen richtigen Plan, als ich da so ein Fußball raus bin.
00:29:50: Ich weiß, dass ich ... Ich hab erst mal mit meinem Sohn eine Modellleistbahn
00:29:55: gebaut.
00:29:57: Ist schon ein guter Plan.
00:29:58: Ja,
00:29:59: ja, irgendwie schon, ja.
00:30:02: War es denn so, dass du auch im Nachhinein betrachtest, hättest du von dem Vermögen, was du so zusammengespielt hast, dein ganzes Leben bestreiten können?
00:30:11: Oder war es dann auch gut, dass du als Mahler erfolgreich wurdest und dir vielleicht doch nochmal ein Urlaub mehr gönnen konntest?
00:30:18: Also das war eigentlich die ganzen Jahre immer mal ein Auf und Ab, dass man verdient hat, denn hat man auch Plötsin gemacht mit dem Geld und hat wieder Geld verloren.
00:30:27: und das war also wirklich so ein Auf und Ab und ja, dann hat sich irgendwann Gott sei Dank positiv eingependelt.
00:30:36: Ja, so, heute bist du Mahler.
00:30:39: Wie sieht denn so ein Tag aus?
00:30:40: Wir haben ja gerade schon über Disziplin gesprochen.
00:30:43: Gibt es da eine Ordnung?
00:30:44: oder hältst du den Finger raus aus dem Fenster und sagst, heute regnet es, heute gehe ich ins Atelier?
00:30:50: Ja, da komme ich nochmal zurück zu diesem Wort Disziplin.
00:30:54: Also das habe ich jetzt so an mir festgestellt, dass ich eigentlich gerne in so einer festen Struktur bin.
00:31:02: Da fühle ich mich sehr wohl.
00:31:05: Das heißt, ein normaler Tagesablauf ist der, dass ich dass ich vormittags meist oder dreimal die Woche im Sportstudio bin, wo ich dann was tue für meine LED-dierten Gelenke.
00:31:16: Das ist zwingend notwendig, damit ich das machen kann mit der Malerei.
00:31:20: Und dann am Nachmittag ins Atelier gehe und dann dort arbeite, weiß ich nicht, drei, vier Stunden.
00:31:29: Und da kommt dazu, dass wenn man Malerei so wie ist sie mache, wenn man dreieinhalb Stunden intensiv arbeitet, malt, dann ist man eigentlich auch kaputt.
00:31:40: Also das reicht denn auch und so.
00:31:43: Ist das deine fünf Tagewoche?
00:31:44: oder wie habe ich mir das vorzustellen?
00:31:46: Oder weißt du manchmal gar nicht, welcher Tag ist?
00:31:50: Ich versuch das noch immer im Kopf zu haben und ... Nee, aber ich bin schon, ich sag mal, vier, fünf mal die Woche, bin ich schon im Atelier, ja.
00:32:01: Okay.
00:32:02: Ja.
00:32:02: Allerdings muss ich dazu sagen, natürlich immer mit Lust an der Sache.
00:32:08: Also ich gehe jetzt nie wieder, nie aus Disziplin gründen dahinten, sondern ich gehe hin, weil ich, sagen wir es mal, Hamburg ich Bock auf Malerei habe.
00:32:18: Aber du brauchst ja auch Inspiration.
00:32:19: Wo holst du dir die?
00:32:20: Also weil die holst du ja jetzt nicht immer Atelier, oder?
00:32:24: Na ja,
00:32:26: da ist ja eher die Umsetzung.
00:32:27: Ja, genau richtig.
00:32:28: Aber die Inspiration kommt aus vielem.
00:32:33: Also die umgibt mich eigentlich ständig.
00:32:36: Mal ist es irgendein Foto in der Zeitung.
00:32:40: Mal ist es ein Gedanke, den ich habe.
00:32:42: Mal ist es irgendeine Situation, die ich im Buch lese.
00:32:45: Ich lese nach wie vor viel.
00:32:47: Das sind alles so Dinge, die mich inspirieren und die Dänse ein bisschen... Kanalisiert werden müssen in so eine gedankliche Vorlage für ein Bild.
00:32:58: Und ja, und dann geht es los, dann baue ich mir manchmal so eine Collage, die als Vorlage dient und dann geht es los halt.
00:33:09: Inwieweit lässt du dich denn von anderer Kunst inspirieren?
00:33:12: Gibt es Maler, wo du sagen würdest, also ich mal nicht so, aber das finde ich gut und da übernehme ich vielleicht mal Eine Farbart oder was auch immer?
00:33:25: Ja, natürlich.
00:33:26: Also ich denke eigentlich, das macht fast jeder, der mal, dass er sich andere Male anguckt.
00:33:32: Aber egal, also zurück zu mir.
00:33:35: Natürlich, ich schaue mir möglichst ganz viel an und ich gehe jetzt viele in Ausstellungen und muss sehen und gucke andere Male an und das... ist eine Orientierung, die man auch finde, ich unbedingt brauche.
00:33:48: Und ich musste mir das ja auch beibringen, quasi die ganze, was heißt die ganze, aber zumindest große Teile der Kunstgeschichte, der Malerei und mir das alles anzusehen.
00:33:59: Also eine ganz wichtige Sache für mich.
00:34:01: Welche zwei, drei Künstler inspirieren dich denn da?
00:34:03: Wo bleibst du dran hängen?
00:34:05: Also es gibt jetzt nicht das eine Vorbild, wie es jetzt im Fußball seit Maja war.
00:34:11: Es gibt Maler, die mich natürlich einfach mehr interessieren als andere und die mich mehr inspirieren.
00:34:18: Natürlich zu nennen, Francis Bacon gerne.
00:34:22: Denn gibt es diesen belgischen Maler, Michael Boremanns.
00:34:26: Es kommt darauf an, was man sich anguckt.
00:34:31: Wenn ich jetzt an abstrakte Landschaften denken würde, wäre vielleicht Körkeby ein Thema, aber auch aus verschiedenen Richtungen.
00:34:41: Da gibt es diesen, der immer sehr spontan gearbeitet hat, mit großer Geste Julian Schnabel.
00:34:48: Ja.
00:34:49: Mich auch total interessiert bei manchen Sachen.
00:34:53: Oder Tapies, also alte und neue, also aller Orten.
00:34:59: Und ich versuche immer, mich irgendwie inspiriert zu lassen.
00:35:03: Inwieweit ist ein Hamburg für deine Kunst und wie du den Blick darauf entwickelt, irgendwie wichtig gewesen?
00:35:11: Kann man das sagen?
00:35:12: oder sagst du, ich könnte jetzt auch auf Mallorca wohnen und die Bilder werden genauso vielleicht ein bisschen heller.
00:35:20: Zu bunt denn wahrscheinlich.
00:35:21: Ja, furchtbar.
00:35:22: Also man muss ja dazu sagen, wir kennen uns jetzt schon ein paar Jahre und wir tauschen uns auch immer wieder über deine wunderbaren Bilder aus.
00:35:30: Aber ich habe hier, wir sind hier auch gerade hier im Podcaststudio mit sehr bunten Bildern umgeben.
00:35:35: Du hast wahrscheinlich eher unwohl sein in dir, aber ich mag es halt bunt und du malst halt doch eher ein bisschen düsterer.
00:35:42: Aber ich habe mir jetzt gerade wieder aktuelle Bilder angeguckt.
00:35:45: Ich darf sagen, es gibt auch Farbe in deinem Werk.
00:35:48: Also zum Thema Düster hört man ja ab und zu.
00:35:52: Ich mein, ich glaube bei Rembrandt waren manchmal achtzig Prozent des Bildes dunkel.
00:35:56: Also nur mal zur Erinnerung.
00:35:59: Aber ja, Krellbund natürlich weniger.
00:36:05: Aber ich denke, ich kann schon mit Farbe umgehen.
00:36:08: Ja.
00:36:10: Aber ist Hamburg in irgendeiner Form wichtig für die Kunst?
00:36:15: Ja, das ist ... Insofern wichtig, weil es mein Standort ist natürlich.
00:36:20: Und ich dann natürlich zuerst mal hier in Ausstellungen gehe und mir Kunst angucke.
00:36:26: Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich mal anders wäre.
00:36:29: Also, es ist okay für mich.
00:36:33: Ich bin manchmal in Berlin, aber das ist mir auch ziemlich hektisch, denn und so.
00:36:37: Also, ja, es ist okay für mich in Hamburg, ja.
00:36:43: Wir kommen zu unserer Rubrik Wissenswertes.
00:36:45: und jetzt kommst du.
00:36:47: Fakten über Hamburg.
00:36:48: und dann schließt sich eine persönliche Frage an.
00:36:51: Die Sporthalle ist mit siebentausend Plätzen die zweitgrößte Veranstaltungshalle in Hamburg.
00:36:57: Für welche öffentliche Veranstaltung hast du dir zuletzt ein Ticket gekauft?
00:37:05: Im Januar im Theater, aber dazwischen warst du ja vielleicht noch mal irgendwo?
00:37:10: Also bei der Sporthalle weiß ich das intertart nicht, wenn das war.
00:37:15: Es sind meistens immer so diese Kulturveranstaltungen, Theater, Kino eigentlich am meisten.
00:37:22: Kino,
00:37:22: was guckst du denn für Filme?
00:37:24: Ich wusste, dass die Frage kam.
00:37:26: Ja, du hast es mir angeboten.
00:37:29: Ich weiß es nicht.
00:37:30: Also, Popcornkino oder Athaus nehme ich an, ne?
00:37:33: Bisschen
00:37:33: eher, ja, letzteres.
00:37:35: Im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im
00:37:51: Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr Wirklich der Baumliebhaber.
00:38:02: Echt?
00:38:03: Ja, also in der Nachbarschaft, die hauen ihre Bäume meistens weg und bei mir müssen die alle stehen bleiben.
00:38:10: Ja, und du schneidest
00:38:11: dann auch selber nach oder macht das dann der Gärtner?
00:38:14: Ich lass nachschneiden.
00:38:15: Ja,
00:38:15: ne.
00:38:17: Mehr als fünfzigtausend Besucherinnen und Besucher verzeichnet der berühmte Hamburger Fischmarkt jeden Sonntag, auf dem so ziemlich alles gehandelt wird, was nicht nied- und nagelfest ist.
00:38:27: Was bist du für ein Einkaufstyp?
00:38:29: Online-Shopping oder stationärer Einzelhandel?
00:38:33: Ja, eindeutig Letzteres.
00:38:35: Ja, ne?
00:38:36: Das heißt du den ganzen Kunstbedarf, Leinwände, Pinsel, Farben, da fährst du... Hier nach Hamburg rein.
00:38:41: oder gibt es das dann in Quickborn auch?
00:38:43: Nee, nee, da fahre ich mit meinem Auto nach Hamburg rein und kauf denn ein.
00:38:49: und ja, dann bin ich mit meinem großen Auto, was noch PI-Kennzeichen hat, bin ich denn quasi schon das Feindbild, aber ich brauche das für den ganzen Kram.
00:38:59: Na klar, unbedingt.
00:39:01: Und bist du denn überhaupt so ein Shopping-Typ?
00:39:04: Also, dass du sagst so, es ist jetzt Frühjahr, ich muss mir neue Klamotten holen oder...
00:39:10: Nee, das hält sich schon in Grenzen, ja.
00:39:15: Bleiben wir noch mal beim Malen und bei der Kunst.
00:39:18: Es ist tatsächlich ja zum Beruf geworden, du verkaufst deine Bilder, recht erfolgreich.
00:39:24: Gibt es denn in irgendeiner Form auch eine Art kommerziellen Druck dann beim Malen?
00:39:30: Also ich meine jetzt gar nicht, ich muss jetzt verkaufen, sondern im Sinne von, ah, das Bild fand alle gut, so was Ähnliches mache ich noch mal.
00:39:37: Das fragt man ja auch gerne mal Musikerin und Musiker.
00:39:41: dass sie halt ihre Hits reproduzieren.
00:39:47: Ja und nein.
00:39:48: Also den kommerziellen Druck direkt gibt es nicht, weil ich da auch schon darüber nachgedacht habe, wenn der immens da wäre, wie vielleicht bei dem einem oder anderen jungen Künstler.
00:39:59: Ich glaube, das würde mich sehr stören.
00:40:00: Das würde mich auch, glaube ich, behindern, weil dann wieder mit dem Druck umzugehen.
00:40:04: Das ist ja schon etwas, was ich schon im ersten Leben ein Problem hatte damit.
00:40:09: mit Druck umzugehen.
00:40:10: Und das hätte ich ungern.
00:40:12: Und nee, der ist so, Gott sei Dank, nicht gegeben.
00:40:16: Ich muss schon so irgendwie meine Freiheit spüren, dass ich an der Leinwand da was machen kann.
00:40:22: Inwieweit würdest du Hamburg als Kunststadt bezeichnen?
00:40:25: Es ist ja ganz häufig, dass Hamburg sich ständig neue Titel irgendwie gibt, hier Sportstadt, irgendwie Active City, aber auch gerne als Kulturstadt.
00:40:33: Inwieweit ist Kunst so vorhanden, dass du sagst, jo.
00:40:37: Geht durch oder gehörst du auch zu den Kritikern der Kunsthalle, die sagen, da ist viel zu wenig wertvolle, moderne Kunst drin?
00:40:49: Ich soll ja auch in der Joa ein bisschen nett bleiben oder so.
00:40:58: Ich würde mich schon speziell was Malerei angeht, was mich interessiert, würde ich mir schon in Hamburg öfters Ausstellungen in die Richtung auch wünschen, dass das davon mehr wäre.
00:41:08: Das muss ich sagen.
00:41:11: Fährst du auch mal richtig weit weg, um dir irgendeine spektakuläre Ausstellung anzugucken?
00:41:15: Ja, ja, klar.
00:41:16: Vorhin ein paar britische Maler, also gissen in die Tate nach London oder
00:41:21: so?
00:41:22: Das war so eine Zeit, also als ich anfing mit den Malen und was ich vorhin erzählt habe, habe ich mir ja versucht erstmal das alles nah zu bringen.
00:41:31: und da war ich dann auf Reisen in der Tat.
00:41:36: Tate Modern in London, ich war im Guckenheim Museum in Bildbau, im Guckenheim in New York, MoMA, New York, Louvre, alles.
00:41:46: Ich habe versucht, alles abzuklappern, alles mehr anzusehen.
00:41:49: Wie oft gehst du jetzt heute noch so auf Ausstellung?
00:41:52: Ob jetzt in Hamburg oder Berlin?
00:41:54: Ja, so einmal im Monat oder nur so
00:41:57: zwei
00:41:58: Mal im Jahr.
00:41:58: Nee, nee, also zwei, drei Mal im Monat würde ich schon sagen.
00:42:02: Ja, ja doch.
00:42:03: Wie wichtig ist denn der Austausch mit anderen Künstlerinnen?
00:42:06: für dich.
00:42:07: Also wahrscheinlich gehst du ja auch deswegen dann zu Vernissagen und zur Ausstellung,
00:42:12: um
00:42:12: mit denen im Gespräch zu
00:42:13: bleiben.
00:42:14: Ja, also schon sich in der Szene ein bisschen umzuhören und mit dem einen und anderen auszutauschen.
00:42:20: Gibt es so immer wiederkehrende Problemstellungen, die man dann bespricht, die möglicherweise auch Hamburg betreffen?
00:42:25: Also ich weiß, in der Musik wird halt immer wieder angeprangert, dass es so wenig Übungsräume gibt.
00:42:30: Ich weiß nicht, wie viel Atelierflächen es hier gibt für freie Künstler, aber ich glaube, das sieht auch sehr eng aus in einer Stadt, wo es kaum Mietwohnungen gibt?
00:42:39: Ich glaube, dass das so ist, weil ich das auch oft höre.
00:42:42: Jetzt bin ich jetzt in dem Punkt eigentlich privilegiert, weil ich mein Adelier schon lange habe da draußen bei mir, wobei das am Anfang auch wirklich primitiv war.
00:42:55: Also da lief das Wasser in die Wände runter, wenn es geregnet hat am Anfang.
00:42:59: Aber das hat sich gebessert und insofern habe ich Das Problem Gott sei Dank nicht, aber ich höre das immer, dass das ein großes Problem ist.
00:43:08: Das ist offensichtlich auch schwierig für Künstler, denke ich.
00:43:12: Wie würdest du deine Kunst denn beschreiben?
00:43:14: Ich habe ja gesagt, ein bisschen wenig Farbe.
00:43:16: Du siehst das ja anders, sonst würdest du es ja anders machen.
00:43:18: Es
00:43:18: ist unbedingt anders, ja.
00:43:21: Kannst du das in drei Sätzen erklären?
00:43:27: Ja, ich versuch mal in wenigen Sätzen.
00:43:30: Ich werde wahrscheinlich zu viel dazu sagen oder so.
00:43:35: Ich würde sagen, es ist eine Malerei zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.
00:43:42: Malerei, die viel mit mir persönlich und auch mit meiner Geschichte zu tun hat, die trotzdem aber so im Hier und Jetzt angesiedelt ist oder so am Puls der Zeit hoffentlich ist.
00:43:57: Ja, und eine Malerei, die, glaube ich, ja, schon sehr... körperlich oder gestisch so daherkommt, was auch so mein naturell Halt ist beim Malen.
00:44:11: Du hattest ja als Fußballer den Titel F-Meter-Töter.
00:44:14: Welchen Titel würdest du dir denn als Künstler geben?
00:44:20: Der Maler.
00:44:22: Nur der Maler.
00:44:24: Ganz pur.
00:44:26: Sind
00:44:27: die
00:44:28: Auseinandersetzung mit den anderen Künstlerinnen und Künstlern bei Vernisagen, dann auch mal etwas, wo du sagst, also wo du dich selber infrage stellst, insofern, dass du sagst, ach, vielleicht solltest du doch noch mal ganz anders machen, oder bist du da sehr in dich ruhen?
00:44:42: Weil es gibt ja auch diese innere Zerrissenheit von vielen Künstlerinnen und Künstlern, die immer so denken, weiß ich gar nicht, also die ja von Zweifel auch angetrieben werden.
00:44:51: Wie ist das bei dir?
00:44:54: Ja, natürlich genauso.
00:44:56: Das heißt, Vielleicht oft sagen, ich würde so wirken, als würde ich so in mir ruhen.
00:45:01: Aber der Zweifel, der ist eigentlich der ständige Begleiter der Malerei.
00:45:07: Der ist immer da.
00:45:09: Und also unterm Strich würde ich sagen, eigentlich ist das auch gut.
00:45:13: Also immer ... Für
00:45:14: eine Art Antrieb.
00:45:16: Antrieb, den Zweifel zu überwinden und also aus diesem Unsicher sein, glaube ich, kann denn öfters auch was Gutes erwachsen.
00:45:25: So würde ich es mal nennen.
00:45:27: Wenn wir bei dir zu Hause mal reingucken würden, hängen da mehr Bilder von dir selbst, also die du gemalt hast, oder hängen da auch mehr Erinnerungen an die Fußballerkarriere?
00:45:39: Also...
00:45:39: Oder stehen als Pokale, wie auch immer?
00:45:41: Ich glaube, als von den Fußballsachen ist fast nichts zu sehen.
00:45:47: Nee?
00:45:47: Die hängen dann auf dem Gästeklo, oder?
00:45:52: Die sind irgendwo in der Vitrine oder so, ja.
00:45:57: Es ist für mich eigentlich ganz einfach.
00:45:59: Der Fußball ist eine abgeschlossene Epoche und Malerei ist jetzt.
00:46:06: Und hast du ausschließlich eigene Bilder von dir zu Hause hängen oder gibt es da auch andere Künstlerinnen und Künstler?
00:46:14: Gibt es auch.
00:46:15: Wer ist das so?
00:46:16: Gibt
00:46:16: es dann Namen
00:46:17: aus Hamburg?
00:46:19: Nein, das ist eher mal so.
00:46:21: Bekannte von mir, die in der Kunst sind, aus Hamburg oder Berlin oder wo auch immer.
00:46:28: Ist es so, dass dich die Kunst auch ästhetischer gemacht hat?
00:46:31: Also dass du möglicherweise in deinem ganzen normalen Leben irgendwie achtest, das Auto ist sauber, die Einrichtung passt alles zusammen oder ist es so ein kompletter Bruch?
00:46:43: Also gehst du ins Atelier und denkst künstlerisch und dann ist wieder alles egal oder?
00:46:49: Mit dem Auto musste ich lächeln, weil das
00:46:52: ist
00:46:53: meistens dreckig.
00:46:56: Es ist schon das dran.
00:46:57: Ich glaube, dieses Sehen von Formen und Farben oder Ästhetik, das ist besser geworden durch die Malerei.
00:47:05: Das hat sich entwickelt, da habe ich sicher früher nicht so geachtet, wie jetzt.
00:47:12: überhaupt den Begriff Ästhetik, weil ich ja bei den Bildern, auch bei meinen Bildern, würde ich sagen, der Antrieb ist schon da, dass die sollen ästhetisch sein, aber nicht dekorativ.
00:47:25: Wie pflegst du Freundschaften?
00:47:27: Also ich sag mal so, du bist im Atelier, da bist du wahrscheinlich sehr ruhig, außer du fürs Selbstgespräche, hast du da Musik an, weiß ich nicht, und dann hast du das Handy aus.
00:47:37: Also wann ist Zeit, soziale Kontakte zu pflegen?
00:47:43: Ich glaube, dass ich durch die Malerei das ein bisschen vernachlässigt habe, weil ich in der Tat viel allein im Adelier bin.
00:47:54: Es bleibt ja nicht aus.
00:47:56: Andererseits liebe ich das auch, allein im Adelier zu sein.
00:47:59: Das ist wirklich toll.
00:48:02: Ich muss nur aufpassen, dass mir das nicht zu schwierig wird, in der Gruppe zu sein.
00:48:11: Ich genieße das halt, dieses Alleinseilen mit meinem Bild.
00:48:15: Und es ist sogar so, dass ich keine Musik hören kann.
00:48:19: Ich habe das ein paar Mal probiert, weil ich dachte, naja, das wäre doch gut, wenn das jetzt könnte.
00:48:24: Und ich lese viel, da kann ich schon mal keine Musik hören.
00:48:27: Hab dann im Adelier Musik laufen lassen und noch so eine alte CD lief dann in so einem CD-Player.
00:48:34: Und dann... Gabs immer so zwei Momente.
00:48:36: Der eine war der, dass die CD manchmal schon eine halbe Stunde abgelaufen war und ich hab's gerade gemerkt.
00:48:43: Und der andere war der, dass ich, wenn ich so ein Bild stand und ein Problem hatte, so ein malerisches Problem, dass ich dann rüber bin und hab da erstmal ausgestellt und mich mit dem Problem beschäftigt.
00:48:53: Das hat mir so gezeigt, dass es mich gestört, merkwürdigerweise.
00:48:59: Auf der einen Seite finde ich das ja schade, weil es noch so eine Sparte ist, die ich mir erschließen können.
00:49:05: Aber ist wohl nicht.
00:49:07: Und andererseits mag ich das auch, diese volle Konzentration da drauf.
00:49:12: Musik hat in deiner Fußballerkarriere mal ganz kurz eine Rolle gespielt.
00:49:16: Du hast mit der deutschen Nationalmannschaft, mit Ulu Jungs, Johannes Diaz, Argentina aufgenommen.
00:49:24: Ich sag mal so, viele haben sich im Nachhinein dafür geschämt.
00:49:26: Ich finde, den Song finde ich ja wirklich gut.
00:49:29: Es gab ja viel schlimmer Ausfälle.
00:49:31: Ole Ole und was weiß ich nicht alles.
00:49:34: Ist das etwas, woran du gerne zurück denkst?
00:49:36: Also gerade Uli Jungs, ich bin selber ein großer Fan davon.
00:49:39: Wie waren die Begegnungen mit dem?
00:49:42: Also denke ich in der Tat gerne zurück.
00:49:44: Auch wenn man, ich glaube im Netz kann man so Filmaufnahmen sehen, von damals als da gesungen wurde.
00:49:51: Die sind schon sehr skurril.
00:49:53: Auch die Frisuren usw.
00:49:56: und wie wir so im Takt waren.
00:49:58: Aber das war schon eine gute Sache.
00:50:02: Oder Jürgens war toll.
00:50:05: Also ein toller Mensch, der irgendwo geerdet war und sehr freundlich, also wunderbar.
00:50:14: Triffst du immer noch mal Leute, die damals beispielsweise im Kreise der Nationalmannschaft waren, also das nochmal zum Stichwort sind da Freundschaften draus entstanden?
00:50:26: Also gibt es noch Fußballer in deinem Handy-Kontakten?
00:50:32: Es gibt sicher ein paar.
00:50:34: Ich glaube, dass insgesamt wenig ist, dass so viele Freundschaften bei Altfußballern existieren.
00:50:43: Wenn man in eine andere Stadt gegangen ist, dann war das wieder weg und so.
00:50:48: Weiß es nicht genau.
00:50:49: Also bei mir ist das auch wenig.
00:50:50: Und hier in Hamburg halt mit dem ein oder anderen, mit dem ich gespielt habe.
00:50:56: Und da bett ihr auch ab und zu vom Verein, vom HSV was organisiert so, dass man sich mal trifft.
00:51:02: Und das ist auch okay, mag ich auch gerne.
00:51:04: Und habt ihr natürlich immer noch so ein... Altkontakt, der mit mir nach Hamburg gegangen ist war Manikals, weil wir sind zusammen, wie quasi von der Schule, also wir sind zusammen mit achtzehn Jahren nach Hamburg gegangen und das hat uns eigentlich immer verbunden.
00:51:21: und wenn wir uns jetzt sehen, manchmal nur einmal im Jahr oder so, das ist aber was bleiben das natürlich auch.
00:51:26: Ja, guckst du Fernsehen?
00:51:31: Ja.
00:51:31: Also,
00:51:31: gibt es so Leidenschaften, die du uns jetzt verraten willst, wo du regelmäßig Fernsehen guckst?
00:51:37: Also, es ist zum einen Information-Tagesschau heute schon, wie auch immer.
00:51:41: Oder gibt es auch eine Serie, die dir eigentlich ein bisschen unangenehm ist, jetzt hier zu verraten?
00:51:45: Hier darfst du es verraten?
00:51:47: Also, ich soll unbedingt was peinliches sagen, ne?
00:51:50: Nein,
00:51:50: musst du natürlich nicht.
00:51:53: Also, ich guck öfter wer mit Millionär und Rade
00:51:56: mit.
00:51:56: Das ist aber überhaupt nicht
00:51:57: peinlich.
00:51:58: Ich rate gerne mit.
00:51:59: Und würdest du dir, also jeder, der vom Fernsehen sitzt und mal ein paar Antworten richtig hat, denkt ja immer, er könnte da sitzen.
00:52:06: Also dem trau ich überhaupt gar nicht.
00:52:09: Also ich glaube, die Aufregung wäre einfach viel zu groß, oder?
00:52:12: Ich meine, wer so viel Elfmeter gehalten hat, der könnte doch auch die Fragen von ja auch beantworten, oder?
00:52:18: Nein, nein, ich glaube auch, dass es so ist, dass sagen ja oft welche, die denn da sitzen und sagen, oh Gott, das ist ja ganz anders, als wenn ich auf dem Sofa sitze.
00:52:27: Die Aufregung, die macht natürlich was.
00:52:30: Die Aufregung macht natürlich was.
00:52:32: Das Ende macht auch was mit uns, denn wir sind jetzt schon am Ende.
00:52:35: Schon
00:52:35: vorbei.
00:52:36: Ja, Rückzug ist eine Stunde rum.
00:52:38: Es gibt noch zwei Fragen, die du uns gerne beantworten solltest, die wir jedem stellen.
00:52:42: Wo siehst du dich in fünf Jahren?
00:52:45: Farb verschmiert im Atelier von der neuen, aufgespannten leeren Leinwand.
00:52:53: Wo siehst du Hamburg in fünf Jahren?
00:52:56: Boah.
00:52:57: Als letztes die schwierigste Frage.
00:53:01: Wie nennt man das?
00:53:02: Stadt, Entwicklungsprophet, das bin ich nicht.
00:53:05: Ich weiß gar nicht.
00:53:06: Was will ich dir denn wünschen?
00:53:08: Noch eine weitere Kunsthalle statt eine neue Oper?
00:53:12: Wäre nicht schlecht, ja.
00:53:14: Ich würde es mal mit einem Bild beenden.
00:53:19: Ich sehe mich da in der Innenstadt auf einem tollen Platz sitzen, in einem netten Lokal.
00:53:25: Um mich rum sind keine Baustellen.
00:53:29: Ich habe nicht vorgebucht, meinen Sitzplatz gehe einfach rein ins Lokal, kann essen, habe keine Zeitvorgabe.
00:53:36: Und um mich rum sind alles Menschen, die vollkommen aggressionsfrei sind und nett und freundlich sind.
00:53:42: Das ist alles in der Innenstadt.
00:53:45: Das ist ein schönes Bild, lieber Rudi.
00:53:47: Ich bedanke mich bei dir für eine Stunde lang mit einem sehr erfolgreichen Fußballtorwart, mit einem wunderbaren Künstler, mit einem tollen Menschen.
00:53:57: Herzlichen Dank und Ahoi.
00:53:59: Gerne.
00:54:02: Das war gute Leute.
00:54:04: Das
00:54:04: Hamburg-Gespräch mit Lars Meier.
00:54:06: Von der gute Leudefabrik,
00:54:08: der Szene
00:54:09: Hamburg und dem Zeitverlag.
00:54:11: Folgt dem Hamburg-Gespräch als Podcast auf allen bekannten Streaming-Plattformen.
00:54:15: Jeden zweiten Montag neu.
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