Aydan Özoğuz bei „Gute Leude – Das Hamburg Gespräch“
Shownotes
In „Gute Leude – Das Hamburg Gespräch“ mit Lars Meier spricht die Politikerin Aydan Özoğuz über ihre hanseatischen Wurzeln, ihre Kindheit in Lokstedt, den Weg in die Politik und warum sie trotz Dauerstress Hamburg nie den Rücken kehren würde.
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00:00:02: Ich hab Kritik an Israel geübt und das werde ich auch weiter tun, weil ich diese Regierung ganz furchtbar finde.
00:00:09: Und gleichzeitig, ich meine, auch die jüdische Gemeinde kennt mich seit von zwanzig Jahren und weiß, dass ich immer gegen Antisemitismus eintrete.
00:00:16: Das ist aber ein Thema, was auch viele junge Leute mich immer wieder fragen.
00:00:19: Und wo ich den klarmache, wir haben eine bestimmte Geschichte, wir stehen selbstverständlich immer für den Staat Israel ein, aber ich finde es eben falsch, was die Regierung macht.
00:00:30: Es gibt eben Menschen, Gott sei Dank, recht viele, die kennen mich ja auch schon seit ich klein war.
00:00:37: Und denen muss ich nicht erklären, was für ein Mensch ich bin.
00:00:40: Die müssen das auch nicht rausfinden, ob ich jetzt rechts rumticke, links rumticke, gerade ausgehen kann und so, sondern die kennen mich einfach.
00:00:48: Und das sind so die Dinge, die ich immer mehr zu schätzen weiß.
00:00:54: Ein bisschen schicksalshaft, wenn man so will.
00:00:56: Er war Bundeskanzler, ich war Vizepräsidentin des Bundestages.
00:01:00: Also, das hat sich ja dann eher zufällig wieder so gefunden.
00:01:04: Ja, und jetzt sitzen wir in dieser Fraktion und schauen mal, wie wir die Geschicke dieses Landes noch weiter beeinflussen können.
00:01:38: Heute bei mir zu Gast ist die deutsche Politikerin Aydan Ösus.
00:01:41: Moin, moin.
00:01:42: Moin.
00:01:43: Sie sind in der Finkenau.
00:01:46: Als Kind türkischer Kaufleute geboren, wuchsen in Lokstedt auf und lebten später in Ottensen, Ölendorf und Oldenfelde.
00:01:53: Nach dem Abitur studierten sie Anglistik und nahmen die deutsche Staatsbürgerschaft an.
00:01:59: Über fünfzehn Jahre betreuten sie Integrationsprojekte für die Körberstiftung.
00:02:03: Waren von zwei Tausend Eins bis zwei Tausend Acht in der hamburgischen Bürgerschaft.
00:02:12: Vom Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.
00:02:17: Sie haben eine Tochter.
00:02:18: Bei so vielen Stationen in Hamburg, von Finkenau über Lokstedt, Ottensinn und Ölchendorf bis nach Oldenfelde, stellt sich die Frage, was ist typisch hanseatisch an Ihnen?
00:02:30: So rattet das Leben an einem vorbei.
00:02:33: Ich bin Hamburgerin.
00:02:34: Was ist hanseatisch an mir?
00:02:37: Ich glaub fast alles, außer mein Name.
00:02:39: Ja?
00:02:40: Ja, bisher ja.
00:02:41: Das werden wir ja in der nächsten Stunde überprüfen.
00:02:44: Es werden viele hanseatische Geschichten abfragen, weil es ja das Hamburg-Gespräch heißt.
00:02:51: Aber ich würde natürlich auch gerne wissen, welche türkischen Traditionen spielen in ihrem Alltag noch eine Rolle.
00:02:59: Also vielleicht nicht nur Traditionen, weil dann denkt man möglicherweise an religiöse Feste, sondern vielleicht auch an Produkte, an ...
00:03:07: Hauptsächlich das Essen, würde ich sagen.
00:03:09: Also das Essen spielt schon eine große Rolle.
00:03:11: Das ist nach wie vor ein wichtiger Punkt.
00:03:14: Also Sie sind immer noch eher Team Baklava als
00:03:16: Team Topfgroßen?
00:03:17: Nee, Baklava nicht so sehr, aber so das richtige Essen.
00:03:20: Ja, okay.
00:03:21: Also der Döner ist ja jetzt vielleicht nicht das richtige türkische Essen.
00:03:24: Das
00:03:24: kann man ja auch nicht zu Hause machen, so richtig, ne?
00:03:26: Nee,
00:03:27: finde ich auch nicht.
00:03:27: Aber so richtig schöne Auberginenmus und so ein bisschen Fleischgerichte.
00:03:33: Und wird dann bei Ihnen in der Küche
00:03:34: dann auch mal so kombiniert?
00:03:36: Also gibt's dann keine Ahnung, Kassler mit irgendwie türkischen Beilagen?
00:03:44: Der Kassler ist jetzt nicht so Mainz, aber tatsächlich gibt es viele Kombis.
00:03:47: Es
00:03:47: fiel mir nichts Deutscheres einer als Kassler oder Kotelet gerade.
00:03:50: Kartoffelsalat
00:03:51: und Döner wäre möglich.
00:03:52: Okay.
00:03:54: Und stehen Sie denn tatsächlich noch manchmal so in der Küche?
00:03:56: Oder ich stelle mir so vor, Sie pendeln ja zwischen Hamburg und Berlin.
00:04:01: In Berlin werden Sie wahrscheinlich essen gehen, irgendwie weil viele Gesprächstermine wie auch immer und in Hamburg.
00:04:07: Wird da die eigene Pfanne genutzt?
00:04:09: Das ist schon das erste Vorteil.
00:04:10: Man geht gar nicht so furchtbar viel Essen, leider.
00:04:12: Man leidet eher darunter, dass man selten zum Essen kommt.
00:04:15: Ich esse sehr gerne, gehe auch gerne essen.
00:04:18: Ich koche eigentlich nicht gerne, ich tue es aber, weil ich eben gerne esse.
00:04:23: Da lasse ich mir auch durchaus alle möglichen Rezepte immer wieder auch mal von meiner Tante aus der Türkei rübergeben.
00:04:30: Und was sind das dann so?
00:04:31: Ist das eher mit Fleisch oder eher Gemüse?
00:04:38: Das kann man jetzt nicht so sagen.
00:04:39: Meine Mutter kam ja aus dem Norden der Türkei.
00:04:41: Da gibt es durchaus viel mit Gemüse und solchen Dingen.
00:04:44: Mein Vater kam ganz aus dem Süden.
00:04:47: Mein Vater hat immer gesagt, interkulturelle Begegnung findet bei uns zu Hause statt.
00:04:51: Meine Mutter war eben sehr nordisch geprägt.
00:04:54: Meine Großmutter war Krim-Tatarin.
00:04:56: Also eine ganz andere Richtung als eben an der Grenze zu Syrien, wo mein Vater herkommt.
00:05:02: Die waren kulturell komplett unterschiedlich.
00:05:05: Und so war auch das Essen.
00:05:07: Jetzt habe ich nachher ein Seatisch gefragt.
00:05:10: Jetzt würde ich gerne wissen, was ist denn eigentlich für Sie hanseatisch, wenn so alles an Ihnen hanseatisch ist?
00:05:15: Ich glaube, es ist vieles.
00:05:17: Auf der einen Seite ein bisschen das Norddeutsche, aber meine Eltern waren ja Kaufleute.
00:05:23: Und das ist für mich was Hanseatisches.
00:05:25: Was haben
00:05:25: die gemacht,
00:05:26: genau?
00:05:26: Mein Vater hatte zunächst mal einen Schiff, hat damit Haselnüsse und alles Mögliche, was es damals ja gar nicht gab, in ganz Deutschland nicht, auch in Hamburg nicht.
00:05:35: Alles Mögliche hierher gebracht und verkauft, hat eben einen kleinen... Laden auch gehabt, im und Export gemacht.
00:05:42: Und wir haben, also ich habe auch schon als kleines Kind immer im Laden gestanden, alles sortiert.
00:05:47: Wir konnten uns manchmal Geld verdienen, indem wir die Blusen sortiert haben, nach Größen, SML, XL und all solche Dinge.
00:05:54: Ich habe auch schon als fünfjährige tatsächlich im Laden gestanden und verkauft.
00:05:57: Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
00:06:00: Das kennt man sonst nur vom Kaufmann zu laden im eigenen Spielzimmer möglicherweise.
00:06:03: Nein, das
00:06:04: war ein echter Laden.
00:06:05: Aber
00:06:05: inwieweit hat sie das so geprägt und inwieweit haben sie sowas weitergegeben?
00:06:11: Also das Thema Selbstständigkeit selber machen, vielleicht auch früh arbeiten.
00:06:15: Wie ist das bei ihrer Tochter?
00:06:17: Ja, das war schon bei uns so eine Sache.
00:06:19: Also wir haben ja gemerkt, dass das echt schwierig ist.
00:06:22: Du hast als Geschäftsmann eigentlich überhaupt gar keinen Urlaub.
00:06:25: Mein Vater hatte das jedenfalls nicht.
00:06:26: Wir sind immer schön den Sommerferien weggefahren.
00:06:28: Er war immer hier, hat immer gearbeitet.
00:06:30: Wir hatten in der Cityhof-Passage unseren Laden.
00:06:33: später dann gegenüber Johanneswall unter der Innenbehörde, lustigerweise.
00:06:37: Und so, da hab ich damals gedacht, ach nee, das willst du nicht.
00:06:40: Und was mach ich heute?
00:06:41: Ich arbeite an Wochenenden, ich arbeite ständig und es bringt mir Spaß.
00:06:45: Also ich kann zum Beispiel überhaupt nicht dieses von neun bis sechzehn Uhr, das macht mich richtig unglücklich, während ich auf der anderen Seite aber ja durchgehend arbeite, gerade also gefühlt, so eigentlich immer und permanent.
00:06:59: Und das ist, glaub ich, schon etwas, was da geblieben ist.
00:07:02: Was mal bei meiner Tochter davon übrig bleibt, das werden wir sehen.
00:07:05: Trotzdem ist natürlich dieses Thema Erholung schon ein Thema, was auch unsere Generation irgendwann erkannt hat, dass es nicht so schlecht ist, wenn man nur, quasi wie Japaner, nur eine Woche im Jahr irgendwie Urlaub macht.
00:07:16: Oder
00:07:16: Indien, wo ich gerade gehört habe, die arbeiten sieben Tage die Woche.
00:07:19: Deswegen wollen sie auch gerne nach Deutschland kommen, weil sie sagten, ihr habt ja so was wie Work-Life Balance.
00:07:25: Das machen wir doch mit.
00:07:26: Nee, das ist schon so.
00:07:27: Wir haben ja auch... viele Urlaube gemacht, viel Sport getrieben.
00:07:32: Also hatten ja auch immer ein Stück Ausgleich zu allem.
00:07:35: Das hat man aber hier gelernt.
00:07:36: Und manchmal klingle ich jetzt natürlich wie meine eigene Großmutter, aber man weiß es wirklich nicht genug zu schätzen, weil in vielen anderen Ländern um uns herum haben die diese Freiheiten nicht.
00:07:46: Ja, wir nehmen uns jetzt die Freiheit und kommen zu den Hamburger Lieblingen.
00:07:50: Also da, wo sie besonders gerne hingehen.
00:07:52: Welches ist ihr Lieblingsmuseum in Hamburg?
00:07:55: Das Museum für Hamburger Geschichte.
00:07:57: Welches ist Ihr Lieblingsviertel in Hamburg?
00:08:00: Oldenfelde natürlich, weil ich da wohne.
00:08:02: Welches ist Ihr Lieblingscafé in Hamburg?
00:08:05: Die Villa in Volksdorf.
00:08:07: Welches ist Ihre Lieblingskonzertlocation
00:08:11: in Hamburg?
00:08:12: Das finde ich ein bisschen schwierig, weil die Alzerdorfer-Sporthalle war früher, als ich viel auf Konzerte ging, immer die Location.
00:08:19: Das ist ja heute gar nicht mehr so.
00:08:20: Aber ich sage mal, mit Sympathie hat das nicht viel zu tun gehabt.
00:08:23: Ich kenne niemals die Alzerdorfer-Sporthalle als Lokation.
00:08:28: Als solches hassen es alle, sowohl die Musiker, die auf der Bühne stehen, als auch alle, die dann in den ersten Stock aufs Klo rennen müssen oder was auch immer.
00:08:37: Das ist ja schon
00:08:38: schwierig.
00:08:38: Nein, schön ist natürlich die Leishalle.
00:08:40: Das muss man sagen.
00:08:41: Welche zwei Konzerte sind Ihnen da sehr in Erinnerung noch aus der Alzerdorfer Sporthalle?
00:08:47: Christopher Konzerte, rauf und runter alle, ich habe keines verpasst.
00:08:51: Okay, da haben wir jetzt schon eine Konfrontation, aber da kommen wir vielleicht später noch.
00:08:55: Wieso denn Christe
00:08:57: Burg?
00:08:57: Ja, den mochte ich irgendwie gerne.
00:08:58: Ich mochte Janis ist Police, Christe Burg.
00:09:01: Also war schon ein bisschen weiter Range.
00:09:06: Mir fehlen die Worte, ehrlich gesagt.
00:09:07: Christe Burg, naja.
00:09:09: Ja, sorry.
00:09:10: Welches ist denn Ihr Lieblingswort aus Hamburg?
00:09:15: Ein Lieblingswort aus Hamburg.
00:09:18: Ich finde, da muss man schon überlegen, auf der einen Seite Moin, aber auf der anderen Seite Klönschnack.
00:09:24: Klönschnack habe ich sogar schon plakatiert, weil das wirklich so richtig schön hamburgisch ist.
00:09:29: Unbedingt.
00:09:30: Und wie gerne
00:09:32: Sie Klönschnack?
00:09:33: Also, wenn wir mal jetzt davon abgehen, die stressigen Berlintage, Sie kommen nach Hamburg zurück, da werden wir doch eigentlich nicht reden.
00:09:39: Und jetzt fangen Sie sofort mit der Nachbarin an, oder wie?
00:09:42: Doch,
00:09:42: ich rede schon gerne.
00:09:43: Also, ich finde, reden ist auch was Totalentspannendes.
00:09:46: Man kann sich ja... Also, wenn ich nicht reden wollen würde, wäre ich ja gar nicht Politikerin geworden.
00:09:52: Ich mag mich unheimlich gerne austauschen, aber es ist natürlich ein anderes Reden, ob ich jetzt... Wirklich über Politik, wo konzentriert, was haben wir für Regelungen und so?
00:10:01: Oder ob ich mit den Nachbarn darüber spreche, was zu losfahre?
00:10:03: Aber trägt das Entspannung
00:10:04: bei, mit den Nachbarn über Diet und Dat und am Ende vielleicht doch nur über das Wetter zu sprechen?
00:10:08: Oder über den Hausmüll oder was weiß
00:10:09: ich?
00:10:10: Falls du nicht gerade wieder Ärger gab in der Straße, dann schon.
00:10:12: Ja, gibt es Ärger manchmal in der Straße.
00:10:15: Ja, ab und zu ganz normal.
00:10:17: Nachbarstreit.
00:10:18: Sie müssen
00:10:18: mich mal abholen.
00:10:19: Oldenfelde.
00:10:20: Ich bin ja nicht so bewandert in den Stadtteilen östlich der Alster und auch nördlich der Alster nicht.
00:10:27: Was macht denn Oldenfelde so besonders?
00:10:29: Was würde ich denn möglicherweise in einem Wikipedia-Eintrag finden?
00:10:33: Gibt es da irgendeinen Firmensitz?
00:10:35: Warum ist das so schön, dass sie da schon
00:10:37: Ewigkeiten wohnen?
00:10:39: Also Ewigkeiten, jetzt schon zwanzig Jahre tatsächlich.
00:10:42: Ist eigentlich eine
00:10:43: Ewigkeit für dich.
00:10:44: Ich bin ja in Lokstedt groß geworden.
00:10:46: Und ich hab ein bisschen was Ähnliches gesucht.
00:10:50: Und das war damals ja unerschwinglich.
00:10:52: Also muss man ja einfach mal sagen, der Hamburger Westen, so als junger Mensch, gerade neu im Beruf, da konnte man sich nicht ein Häuschen leisten oder so.
00:11:00: Das war damals in Oldenfelde noch möglich.
00:11:02: Heute ist das auch alles ... durchaus etwas schwieriger.
00:11:05: Aber es hatte so eine ähnliche Struktur.
00:11:08: Also da sind nicht nur Menschen, denen es gut geht und da sind nicht nur Menschen, denen es schlecht geht, sondern ist es total gemischt.
00:11:15: Und das gefällt mir gut.
00:11:16: Es fehlen absolut Cafés.
00:11:18: Ich habe ja auch meinen Ottensinn tatsächlich gewohnt.
00:11:20: Das
00:11:21: fehlt mir, ja, das fehlt mir auch total.
00:11:23: Aber Locke steht, hat Hagenbeck, würde ich jetzt mal sagen.
00:11:26: Ja,
00:11:26: da habe ich lange gezohnt.
00:11:28: Das sind ja nun zwei doch sehr markante Einrichtungen.
00:11:32: Ja, gut, aber man hat ja nichts vom NDR, wenn man da wohnt, außer dass man da immer wieder drauf guckt.
00:11:37: Hagenbeck kann man natürlich besuchen
00:11:38: gehen.
00:11:38: Aber man kann fremden Leuten erklären, da ist der NDR.
00:11:40: Ja, Oldenfelde hat aber viel so Landschaft.
00:11:44: Also wir haben tatsächlich diese alten, wie soll ich sagen, von der Bundeswehr-Übungsgelände, die alle mal aufgelöst worden sind.
00:11:51: Und da sind inzwischen richtige Naturstrecken stundenlang da wirklich in der Natur spazieren gehen.
00:11:58: Das ist richtig, richtig schön.
00:12:00: Und es gibt ganz viele ... ökologische Projekte.
00:12:03: Also wenn man sich irgendwann mal fragt, mensch alle reden über Klima, ich versteh es nicht, ich will jetzt mal wissen, was das ist, dann geht man bei uns einfach mal in so ein Park oder man kann einen Eichteilpark gehen oder eben auch in andere Gebiete und sich da wirklich mal informieren.
00:12:18: Richtig gut.
00:12:19: Vielleicht sehr empfehlen.
00:12:20: Okay.
00:12:21: Sie haben mir das jetzt sehr attraktiv beschrieben.
00:12:23: Ich denke, ich werde da irgendwann mal an einem freien Tag hinfahren und mir das mal alles angucken, die ganzen Bibliotope.
00:12:28: Ja, ich bin gern
00:12:29: dabei.
00:12:29: Ich zeig das
00:12:30: gleich.
00:12:30: Ja, dann haben wir jetzt schon die erste Verabredung.
00:12:32: Ich neige häufig dazu, mich mit den Gästen zu irgendwas zu verabreden.
00:12:36: Aber in der Alsterdorfer-Spauteile kriegt man uns heute nicht mehr rein.
00:12:39: Also, ich fürchte auch tatsächlich, dass wir mit der Musik auch nicht so eins werden, irgendwie.
00:12:43: Das macht nötig.
00:12:43: Wie sieht
00:12:44: denn Ihre Kompromissfähigkeit aus im Hinblick auf Musik der jüngeren Leute?
00:12:48: Also ich stelle ja fest, dass der Generationenkonflikt, dieser sogenannte Generationenkonflikt, am ehesten, also zumindest bei mir immer bei der Musik zum Vorschein kommt, weil ich bin jetzt tatsächlich dann jetzt auch in einem Alter, wo ich nicht mehr nachvollziehen kann, wer eigentlich auf Platz zehn oder acht oder eins in den Charts ist.
00:13:06: Haben Sie das auch jetzt vielleicht nicht nur mit Ihrer Tochter, sondern auch mit jüngeren Mitarbeiterinnen, weil Sie immer noch für Christen Berg schwärmen?
00:13:12: Nein.
00:13:13: Also ich höre alles, was heute gespielt wird, aber ich verfolge es nicht mehr so.
00:13:18: ich sowas nicht mehr an meinem beruf.
00:13:19: also dass ich ständig charts höre und so das findet nicht statt aber ich höre alles.
00:13:24: ich Also kann auch mit ganz viel Musik was anfangen, was heute gespielt wird, was mir eher auffällt ist, die tanzen heute ganz anders.
00:13:32: Die machen ganz andere Bewegungen als wir damals.
00:13:34: Und die lachen immer, wenn irgendwie meine Freundin und ich so sagen, jetzt tanzen wir auch mal, wie bewegt ihr euch denn?
00:13:41: Und ich sehe immer nur diese Arme, die da so hochgehen, so haben wir halt nicht getanzt.
00:13:45: Aber also da hab ich überhaupt kein Problem mit hauptsache Musik.
00:13:50: Jetzt haben sie ja quasi fürs Alter sich etwas gesucht, was so ähnlich ist, wie Locke steht.
00:13:55: Was haben Sie denn für Kindheitserinnerungen an
00:13:56: Locke steht?
00:13:59: Ich bin in einem Hochhaus groß geworden, hab oft am Fenster gesessen und immer diesen Autos zugeguckt.
00:14:04: Ich hab mich schon oft hinterhergefahren, warum ich da manchmal so ewig lange gesessen hab.
00:14:09: Ich hab ganz genau die Autos beobachtet.
00:14:11: Ich hab manchmal so Autotypen gezählt, ganz merkwürdige Dinge.
00:14:16: Daran erinnere ich mich, aber ich hab ... sehr viele Jahre nachher bei Hagen-Mix-Tier-Pack gejobbt.
00:14:21: Das ist natürlich schon, das war, was
00:14:22: sehr einschneidend ist.
00:14:23: Was macht man denn bei Hagen-Mix-Tier-Pack?
00:14:24: Dann denkt man ja erst mal, Schülerjob sind dann irgendwie den Elefantenkäfys sauber zu machen, was vielleicht
00:14:29: eher unangenehm ist.
00:14:30: Nee,
00:14:30: Elefantenreiten.
00:14:30: Das
00:14:30: war tatsächlich, also erst mal haben wir die Kinder auf Drohmedare gesetzt, also so eine Art Kamel, ne?
00:14:37: oder Ponys oder auf Elefanten eben.
00:14:40: Ich hab dann nach ein paar Jahren die Kasse gemacht und ja, das war schon, was war schon was Tolles.
00:14:46: Wir waren eine richtige Truppe.
00:14:47: Wir haben Dschungelnächte gemacht.
00:14:49: Ich war diejenige, die oben in einem Sarri auf dem Elefanten saß und holt voll in die Menge gewunken hat.
00:14:56: und die Kinder, man hörte das immer bis oben, dann so ... eine Prinzessin.
00:15:02: Und ja, das waren einfach schöne Sachen.
00:15:05: Für Schüler und Studenten war das natürlich eine tolle Sache.
00:15:08: Und wir haben uns immer hinterher alle zusammengesetzt, gegrillt.
00:15:11: Die sind alle mit mir zu mir nach Hause gekommen.
00:15:13: Wir haben manchmal Fußball geguckt und so.
00:15:15: Das war, ja, es war eigentlich ein richtiger Glücksfall, muss ich sagen.
00:15:19: Also, wo gibt's heute noch solche Jobs, wo man wirklich Geld verdienen kann?
00:15:23: Aber wir mussten eben jedes Wochenende arbeiten.
00:15:25: Und Feiertage waren wir besonders gefragt.
00:15:29: Bevor es hier gleich weitergeht, mache ich gerne Werbung für unseren Kooperationspartner die Zeit.
00:15:34: Mein Tag beginnt mit der Elbvertiefung dem kostenlosen Newsletter von Zeit Hamburg.
00:15:38: Vor uns rund um Hamburg gibt es auf www.zeit.de.
00:15:42: Elbvertiefung oder von Montags bis Samstags um sechs Uhr im E-Mail-Postfach.
00:15:47: Oder ganz neu, der Zeit Hamburg Elbvertiefungspodcast zum Wochenende.
00:15:52: Hört mal rein!
00:15:54: Jetzt haben Sie vorhin schon gesagt, naja, Sie sprechen gerne oder tauschen sich gerne aus.
00:15:59: Waren Sie in der Schule denn eher ein Kind, was dann aufgefallen ist und gerne nach vorne gesetzt wurde, so wie ich, weil es so viel geredet hat?
00:16:07: Oder war das irgendwie ganz anders und die Exkursionen kamen erst nach der Pubertät oder so?
00:16:12: Nee, es war schon immer da.
00:16:14: Also ich kann mich erinnern, dass schon zu Hause mal alle Sachen, ob ich nicht mal leise sein kann am Tisch, also am Ess-Tisch.
00:16:20: Mein Teller war immer noch voll und die anderen waren schon fertig, weil ich immer noch was zu erzählen hatte.
00:16:25: Es war schon so.
00:16:27: Und
00:16:28: wann war so der Moment, so ein Schlüsselmoment, wo Sie gedacht haben?
00:16:32: Das ist sogar ein Job in deiner Form.
00:16:34: Ich meine, es hätte sie ja auch zum NDR ziehen können als Moderatorin, wenn es ums Reden geht.
00:16:38: Ich hab mich da beworben um ein Praktikum, aber ich könnte jetzt mutmaßen, dass alle meine Bewerbungen damals nicht angenommen wurden.
00:16:46: Vielleicht lag's auch ein bisschen am Namen, ich weiß es nicht.
00:16:49: Ich hatte wirklich keine Chance.
00:16:50: Schon mehr an heute größer möglicherweise.
00:16:52: Okay, dann ging's in die Politik.
00:16:54: Gibt's da ein Schlüsselmoment?
00:16:55: Also gibt's da ... Ein Lehrer, der gesagt hat, so, du musst dich jetzt mal hier, du bist schon Klassensprecherin, weiß ich nicht, wann sie Klassensprecherin.
00:17:03: Nee, das wollte ich nicht sagen.
00:17:05: Jetzt mach dich mal für andere noch stark.
00:17:06: Oder warum ging's in die Politik?
00:17:10: Das war eher so ein, also war das ein Zufall, kann man jetzt auch so sagen, ich hab in der Körberstiftung gearbeitet und hab sehr viele Menschen immer wieder zusammengebracht, Politikerinnen, Politiker, Journalisten.
00:17:23: ganz viele unterschiedliche Leute immer zu bestimmten Themen.
00:17:26: Und irgendwann hatte ich schon so das Gefühl, ich will das nicht immer nur organisieren.
00:17:30: Ich will auch mitreden, ich will auch was sagen.
00:17:33: Aber selber wusste ich nicht so richtig, wie ich das jetzt eigentlich machen soll.
00:17:37: Und dann gab es eine Veranstaltung an der Universität in Hamburg, diesem neuen Flügelbau damals.
00:17:44: Und dann kam ein gewisser Olaf Scholz auf mich zu.
00:17:48: Der war damals noch kein Minister und so, auch kein Fördermeister.
00:17:53: Ja, der kam auf mich zu und sagte, wollen Sie nicht mal Politik machen mit uns.
00:17:58: Und dann habe ich mir das ein bisschen überlegt.
00:17:59: Und dann hab ich noch gesagt, muss ich mir ein bisschen überlegen, wie lange hab ich denn Zeit?
00:18:04: Dann sagte ich, ja, natürlich.
00:18:05: Zwei Tage würde er schon warten.
00:18:08: Und dann musste ich ihn schnell anrufen.
00:18:09: Er ist ungeduldig.
00:18:11: Also, ich hab hinterher gehört, dass ... Er
00:18:12: war in seiner Kommunikation zuletzt immer sehr geduldig.
00:18:15: Nein, das wäre sehr lang gewesen für seine Verhältnisse.
00:18:18: Aber jedenfalls hab ich dann gesagt, okay, ich mach das.
00:18:20: Ich mach jetzt wagemal diesen Schritt.
00:18:23: Und hab mich dann bei denen damals für mich auf dem Parteitag vorgestellt.
00:18:28: Ich mein, das ist schon schräg gewesen.
00:18:29: Ich kannte niemanden, ich kannte wirklich einfach niemanden.
00:18:32: Also ein paar Mal so vom Hören und so.
00:18:35: Und steh da auf dieser Bühne nach Gerhard Schröder, der da den ganzen Saal gerockt hat damals.
00:18:41: Da stand ich da und musste mich vorstellen und wurde tatsächlich auf die Liste gewählt damals.
00:18:47: Und bin dann in die Bürgerschaft gekommen.
00:18:49: Jetzt ist es ja so, dass Olaf Scholz immer so zwei, drei, vier Wegepferden hatten, die ... entweder mal näher oder aber auch in größerer Entfernung ihm gefolgt sind.
00:19:01: Also Wolfgang Schmidt ist, glaube ich, die erste Person, die man dann nennen kann.
00:19:05: Wie war denn Ihre Beziehung zu Olaf Scholz?
00:19:07: Also jetzt hat er sie in die Partei reingeholt und dann?
00:19:11: Na, bei Olaf Scholz ist es so, der holt einen zum Beispiel, wie bei mir, spricht einen an und dann sagt er so, jetzt mach mal.
00:19:19: Und bei mir war es dann eher so, ich bin den Weg gegangen, aber was ich ihm schon sehr hoch anrechne, ist, Wenn man wirklich an so einem Punkt war, wo man dachte, okay, wie mache ich das jetzt?
00:19:30: Dann ist er jemand, wo man immer anfragen kann und der hat immer einen Ratschlag.
00:19:35: Und man kann dann immer noch überlegen, ob man ihn jetzt gut oder nicht gut findet, oder wie man es macht.
00:19:39: Aber das habe ich sehr an ihm geschätzt.
00:19:42: Und als ich beispielsweise in den Bundestag gekommen bin, das war im Jahr two-tausendneun, auch so eine Umbruchzeit, da saß ich wochenlang auf dem Flur.
00:19:50: Ich habe einfach kein Zimmer bekommen.
00:19:51: Ich habe kein Büro bekommen und meine Mitarbeiterin konnte nirgendwo arbeiten.
00:19:56: Und irgendwann hat Olaf Scholz gesagt, komm, ich geb dir Asyl.
00:19:59: Chris' Zimmer von mir ab und dann haben wir da erst mal gearbeitet, weil einfach, ja, es dauerte alles ewig lange.
00:20:05: Ja.
00:20:06: Und entstehen da auch Freundschaften oder ist Olaf Scholz da kaum fähig zu?
00:20:14: Ach doch, natürlich ist er da zu fähig.
00:20:16: Ich hatte aber immer auch ... So ein Stück Respekt.
00:20:19: Ich halte ihn ja immer noch für einen der intelligentesten Menschen, die ich überhaupt kenne, muss ich sagen.
00:20:24: Und jetzt hat er natürlich eine ganze Menge hinter sich.
00:20:27: Aber wir sitzen ja immer noch gemeinsam in einer Fraktion.
00:20:30: Das ist auch ganz spannend.
00:20:31: Wir waren in einer Phase ja ein bisschen schicksalshaft, wenn man so will.
00:20:36: Er war Bundeskanzler, ich war Vizepräsidentin des Bundestages.
00:20:39: Also das hat sich ja dann eher zufällig wieder so gefunden.
00:20:43: Ja, und jetzt?
00:20:44: Sitzen wir in dieser Fraktion und schauen mal, wie wir die Geschicke dieses Landes noch weiter beeinflussen können.
00:20:51: Wie ist es denn jetzt für Sie?
00:20:52: Also ich sage mal, das Gefälle bei Olaf Scholz ist sicherlich noch ein bisschen größer als Bundeskanzler, dann irgendwo in, ich weiß gar nicht, zumindest in einer hinteren Reihe als die erste Reihe Politik zu machen.
00:21:04: Wie ist das für Sie als ehemalige Bundestagsvizepräsidentin?
00:21:08: Also gerade Sie werden jetzt kein böses Wort über Julia Klöckner verlieren, aber die steht ja doch schon ganz schön im Wind gerade und vermissen Sie manchmal so ein bisschen auch die Aufmerksamkeit, auch wenn es so in Teilen hoch, nicht nur positiv ist?
00:21:24: Also, man muss sagen, ich war wirklich gern Vizepräsidentin.
00:21:27: Das hat mir Spaß gebracht und ich fand das auch ein sehr schön verantwortungsvollen Job, den ich gerne ausgefüllt habe.
00:21:37: Ich habe mir dann ausgesucht, dass ich jetzt Vorsitzende vom Ausschuss für Sport und Ehrenamt bin.
00:21:45: Das muss man schon sagen, wenn man so lange harte Themen wie ich hatte und immer wieder ja wirklich durch alle möglichen Feuer gehen musste, weil die Themen, also Migration und das waren immer sehr schwierige Themen.
00:21:59: Da merke ich dann auf einmal, ja, auch Sport hat natürlich harte Seiten, aber das erscheint mir gerade alles sehr, sehr positiv.
00:22:06: Und das ist auch mal was Schönes und sich richtig so fürs Ehrenamt mal reinhängen zu können.
00:22:10: Im Moment muss ich sagen, ist das eine richtig schöne Aufgabe.
00:22:14: Wie attraktiv ist denn der Job als Bundestagsvizepräsidentin?
00:22:17: Wenn ich mir vorstelle, man muss erwachsene Menschen regelmäßig maßregeln.
00:22:22: Da tritt ja die Bundestagspräsidentin und ihre Vizepräsidentin vor allen Dingen irgendwie in Erscheinung.
00:22:28: wenn es dann irgendwie kurz nochmal das Mikro aufgemacht wird und an die Redezeit, an die Inhalte.
00:22:34: Also es geht immer wieder um Maßregelungen.
00:22:37: Es sind sie manchmal als Mutter da ganz gut vorbereitet.
00:22:40: Also das Wort Kindergarten geht einem manchmal durch den Kopf.
00:22:44: Doch ist es.
00:22:45: Ich fand es schon, weil am Ende des Tages hat man im Hinterkopf, es geht hier um unsere Demokratie.
00:22:51: Das darf man ja immer nicht vergessen.
00:22:53: Das ist unser Haus, das ist der Bundestag.
00:22:56: Es ist jetzt nicht irgendeine Stube, in der man da sitzt.
00:22:59: Deswegen muss man ja so aufpassen.
00:23:01: Und die Herausforderungen sind immer größer geworden.
00:23:04: Früher war es schon so, früher klingt jetzt auch wieder komisch, aber ... Alle haben sich gestritten, manche haben sich auch nie gemocht.
00:23:11: So, es war jetzt nicht immer alles nur Eitel, Sonnenschein.
00:23:14: Aber die Leute haben hinterher miteinander ein Bier getrunken oder irgendwas gemacht.
00:23:19: Heute ist das anders.
00:23:19: Die Bonne-Geschichten, wo sich die unterschiedlichen Parteien gezopft haben, wie die Kesselflicker, wie man so schön sagt, im Bundestag und abends in den gleichen Kneippen hoch die Tassen gemacht
00:23:29: haben.
00:23:29: Die haben ja sogar auch noch alle zusammen gewohnt.
00:23:33: ich mir schon schwierig vor.
00:23:35: Aber es gibt sehr schöne Geschichten, wo dann plötzlich mitten in der Nacht eine namentliche Abstimmung kam.
00:23:40: Es hat mir mal, glaube ich, Herr Schäuble erzählt.
00:23:42: Und dann ist einer rumgegangen, hat an jede Tür geklopft.
00:23:45: Und dann kamen die Leute in Mändeln und es schaute der Schlafanzuch noch so raus.
00:23:50: Und dann mussten sie alle ihre Kärtchen da in die Urne schmeißen und konnten wieder ins Bett gehen.
00:23:55: Also das ist heute nicht ganz so.
00:23:56: Wir müssen dann tatsächlich im Bundestag sitzen und warten, bis wir fertig sind.
00:24:00: Aber wir haben sie denn in Berlin Gerade zu der Zeit der letzten Koalition erlebt, die dann in die Brüche gegangen ist, da hört man ja auch immer wieder von Mitgliedern, dass es sehr kalt geworden ist, dass auch die Streitkultur eine andere geworden ist, ähnlich wie in der Gesellschaft.
00:24:19: Aber wie erleben Sie Berlin denn?
00:24:22: Freute Sie da, Montagsdienstachs hinzufahren?
00:24:25: Ja, aber es ist anders geworden.
00:24:27: Ich mache es immer noch gerne und würde es nicht machen.
00:24:29: Aber es ist anders geworden.
00:24:31: Das muss man sagen, die Kultur ist ja so, dass manche von ganz rechts ständig versuchen, auch ein Keiler überall reinzutreiben.
00:24:40: Und sie haben eben auch manchmal Erfolg, muss man einfach sagen.
00:24:43: So, plötzlich fangen alle an, sich untereinander zu streiten.
00:24:46: Die Institutionen werden angegriffen.
00:24:49: So ist es, soll nichts mehr ... Ich hab immer den Eindruck, soll nichts mehr übrig bleiben.
00:24:53: Wo wir wirklich sagen, da schau ich mit einem gewissen ... Weiß nicht, so ein Ansehen drauf.
00:24:59: Das ist meine Institution.
00:25:01: Und ja, wir sind alle Menschen.
00:25:02: Wir machen alle Fehler.
00:25:03: Und trotzdem halt ich da die Fahne hoch.
00:25:06: Das geht uns ein bisschen abhanden.
00:25:07: Da müssen wir uns alle ganz schön zusammenreißen.
00:25:10: Und nun ist Hamburg auch so eine Insel.
00:25:12: Hier ist die Welt ja noch so halbwegs in Ordnung.
00:25:14: Das ist aber an vielen Teilen Deutschlands gar nicht mehr der Fall.
00:25:17: Also wirklich gar nicht mehr.
00:25:19: Und das alles spüren wir sehr deutlich im Bundestag.
00:25:22: Da kommt das alles zusammen.
00:25:24: Und da ist es dann nicht mehr nur Hamburg gegen den... Süden, Bayern oder so, das wäre ja noch der normale Klassenfeind, wenn man so will, sondern da jetzt ist es wirklich anders.
00:25:34: Jetzt versuchen Leute zu sagen, wir sind richtig Feinde und da dürfen wir uns nicht hintreiben lassen.
00:25:40: Und deswegen fand ich es auch so wichtig, aber... Also als Vizepräsidentin darauf zu achten, dass diese demokratische Kultur schon noch da ist.
00:25:48: Und das heißt ja, natürlich müssen sich alle wahnsinnig streiten können.
00:25:52: Die müssen alles Mögliche sich sagen können.
00:25:54: Aber sie dürfen sich eben nicht gegenseitig beleidigen.
00:25:58: Sie dürfen nicht sich beschimpfen als Person.
00:26:02: Das ist eben nicht erlaubt.
00:26:03: und das heißt, man muss extrem zuhören.
00:26:06: Man muss da unheimlich angespannt sitzen die ganze Zeit und auf jedes Wort achten.
00:26:11: Man
00:26:11: sieht ja immer wieder Bundestagsabgeordnete, die dann am Handy spielen, irgendwelche Spielereien machen, YouTube gucken wir auch immer.
00:26:18: Das ist für sie
00:26:19: wahrscheinlich ausgeschlossen.
00:26:21: Da oben völlig ausgeschlossen.
00:26:23: Also das höchste, was ich mal gemacht habe, war, Kann man ja sagen, nicht?
00:26:28: Wenn man so sah, sag mal, wo sitzt der hier die ... Nein.
00:26:32: Welche Aktien?
00:26:34: Also, wenn man sah, dass da die Mehrheitsverhältnisse vielleicht nicht mehr ganz klar waren, hat man schon mal die eine oder andere Partei dazu aufgerufen zu sagen, hallo, sorgt man dafür, dass hier wieder Klarheit herrscht im Plenum.
00:26:45: Sonst kann zu Recht natürlich eine Partei sagen, ich finde, das ist hier nicht so ganz klar, wer hier gerade in der Mehrheit ist.
00:26:51: Mhm.
00:26:53: Was ist denn ... Ich habe ja versucht rauszufinden, was so das Schlimme irgendwie an Berlin und der Arbeit als Bundestagsvizepräsidentin ist.
00:27:02: Was ist denn jetzt wirklich so das Glückserfüllende, was vielleicht auch gar nicht so als Arbeit empfunden wird in diesem Bereich als Politikerin auch?
00:27:12: Also auch heute für Sie.
00:27:13: Ja,
00:27:14: man trifft so unglaublich viele unterschiedliche Menschen.
00:27:18: Man erfährt ganz unterschiedliche Lebenssituationen.
00:27:22: Das finde ich persönlich wirklich wahnsinnig spannend.
00:27:26: Und man kann, das ist das Allererfüllendste, man kann auch manchmal Probleme lösen.
00:27:31: Also es ist ja nicht immer das Gesetz, das große Gesetz mit allen.
00:27:35: Ja, man kann vor Ort, also so einzelnen Menschen, was hatten wir nicht alles, eine Frau, die ihre Krankenkassenbeiträge nicht mehr zahlen kann, lange Geschichte dahinter, wo man dann sagt, mit der Krankenkasse eben hin und her redet, ob sie nicht doch noch von der Privaten wieder zurückwechseln kann, weil sie einfach sonst ihr Häuschen verkaufen müsste oder so etwas.
00:27:58: Man hat ganz viele Leute natürlich mit Aufenthaltsgeschichten, bei denen alles klar ist.
00:28:03: Aber sie kriegen einfach keine Antwort vom Amt.
00:28:06: Oder ich hatte mal ein Paar, das war wirklich schön.
00:28:09: Sie hatte hier ein Blumengeschäft.
00:28:11: Auch eine Türkei-Stämmige, die hier geboren war, glaub ich auch.
00:28:15: Und hatte nun einen Mann geheiratet, also mal andersherum.
00:28:18: Ein Mann aus der Türkei, und der wollte ihr dann mit ihrem Geschäft ja helfen.
00:28:23: Und dann hieß es damals wirklich allen Ernstes, nee.
00:28:27: Ihr würden im Monat ein Einnahmen fehlen.
00:28:31: Und deswegen könne er nicht kommen.
00:28:34: Und dann konnten wir am Ende sagen, wenn der gute Mann da wäre, könnte sie ja noch viel mehr Einnahmen gerieren.
00:28:42: Das war ein Hin und Her und am Ende hat es geklappt.
00:28:45: Die sind, wenn dann so ein Freude strahlendes Paar vor einem steht, mit einem riesigen Blumstrauß aus dem eigenen Laden.
00:28:53: Ja, das erfüllt einen schon.
00:28:55: Da denkt man, ist doch toll, dass man da mit viel Geduld, aber eben auch viel natürlich hin und her geschreibe und diskutiere, was erreichen konnte.
00:29:05: Was dem übrigens auch toll ist, ist unsere rubrikfragende anderen Leute.
00:29:08: Da hören wir jetzt mal rein in die
00:29:09: Fragen.
00:29:11: Hallo, hier ist Albrecht Ganzkopf.
00:29:14: Ich bin ... Schauspieler aus Hamburg, hab in allen Krimisälen in Hamburg schon mitgespielt.
00:29:20: Und Frau Örsus, ich hab eine Frage.
00:29:23: Was ist Ihr Lieblingsgericht?
00:29:24: Und kochen Sie selber?
00:29:28: Hier geht's
00:29:29: aber viel um Essen heute, ne?
00:29:32: Also, ich sag jetzt mal, mein Lieblingsgericht ist Al-Anazik.
00:29:36: Das ist so ein Aubergine-Mousse mit Hack und Tomate, Tomatenpüree und mit Reis dazu.
00:29:43: Lecker.
00:29:44: Das können Sie auch
00:29:45: selber kochen.
00:29:46: Dann kommen wir zur nächsten Frage.
00:29:48: Mutmaßlich geht es nicht ums Essen.
00:29:51: Man hilft Florian
00:29:53: von
00:29:53: Donky.
00:29:55: Ich wollte dich mal fragen, was Sie heimlich essen, wenn keiner
00:30:01: hinguckt.
00:30:02: Überraschung, schon wieder übers Essen.
00:30:04: Ja, was
00:30:05: ist los?
00:30:06: Also was wird heimlich gegessen?
00:30:08: Schokolade?
00:30:09: Also ich esse alles möglich, aber ist man das heimlich?
00:30:12: Ich esse es eigentlich immer gerne.
00:30:14: Also heimlich esse ich eigentlich gar nicht so viel.
00:30:17: Ich esse alles, was ich esse.
00:30:19: Ich esse gern Süßes.
00:30:21: Ja?
00:30:21: Ja, sehr gerne.
00:30:22: Kuchen esse ich gerne.
00:30:24: Ich gebe auch gerne mal einen aus.
00:30:25: So Kuchen wird bei mir immer wieder gerne mal im Büro gegessen.
00:30:29: Okay.
00:30:30: So, das heißt, Sie kennen auch wahrscheinlich sehr viele Konditoreien in Hamburg und süße Ecken.
00:30:37: Wenn es denn aber tatsächlich mal kein Reden sein soll, keine Diskussion, wo treibt es Sie in Hamburg hin, um mal für sich zu sein, um vielleicht die Gedanken zu ordnen und vielleicht einfach Ruhe zu genießen?
00:30:50: Ich mache schon gerne mal eine Runde um die Alster.
00:30:52: Das mache ich.
00:30:54: Aber da
00:30:54: wird man doch auch erkannt wahrscheinlich in ihrer Position.
00:30:58: Haben sie dann irgendwie eine lustige Katzenmütze auf oder ähnliches, um davon abzulenken, wer sie sind?
00:31:04: Das muss man in Hamburg nicht,
00:31:05: finde ich.
00:31:07: Ich merke manchmal schon, dass Leute mich so angucken und vielleicht überlegen, hab ich die nicht mal gesehen.
00:31:12: Kommt
00:31:12: jetzt aus der Vorarm-Serie oder doch?
00:31:15: Es gibt es auch tatsächlich manchmal, dass Leute dann sagen, kenn ich sie nicht irgendwoher.
00:31:20: Aber ich muss sagen, das Allerschönste war mal, wie hieß sie noch mal?
00:31:25: Ich hab die Frau, die immer im Heute-Journal diese Wirtschaftsgeschehen, die Sina, irgendwas.
00:31:31: Ich hab jetzt ihren Nachnamen vergessen, leider.
00:31:33: Ich bin der begegnet in Frankfurt und guck sie an und sagt genau diesen Satz, kennen wir uns nicht irgendwo her.
00:31:39: Und sie guckt mich an und sagt, ja, wir kennen uns beide aus dem Fernsehen.
00:31:44: Das ist wirklich schön.
00:31:46: Das ist wirklich großartig.
00:31:49: Wie gehen Sie denn mit Öffentlichkeit um?
00:31:51: Sie haben ja auch einen kleinen Sturm erlebt letztes Jahr.
00:31:54: Wenn so Kritik irgendwie kommt, hat man da irgendwann Hornhaut?
00:31:59: Oder kann man sich daran gewöhnen?
00:32:01: Ich glaube nicht, oder?
00:32:03: Nee, gewöhnen nicht.
00:32:04: Ich finde, es kommt auch an, was für eine Kritik das ist.
00:32:08: Die AfD greift mich ja nun regelmäßig an und mit, also unterirdisch, oberirdisch, was auch immer.
00:32:13: Das ist ja nichts, wo ich jetzt denke, das überrascht mich aber, oder das ist ja merkwürdig, sondern ich versuche eher manchmal aufzuzeigen, dass das jetzt gar nicht unbedingt meine Person ist, sondern dass das sehr systematisch gemacht wird.
00:32:29: Wenn ich da in dem Buch von Björn Höcke vorkomme, dann ist so ein Satz wie, solche wie die nicht zufällig gewählt.
00:32:36: Sondern das soll immer sagen, wir brauchen all diese Leute nicht, die irgendeine Einwanderungsgeschichte haben.
00:32:41: Da will ich einfach nur so ein Bewusstsein wecken.
00:32:44: Da ist man auch robust, also das ist nicht mehr so was.
00:32:47: Aber es gibt natürlich Kritik, wo ich manchmal das Gefühl hab, da wird dann bewusst was verdreht oder nur so, auch gerade jetzt wieder ... Ich habe Kritik an Israel geübt und das werde ich auch weiter tun, weil ich diese Regierung ganz furchtbar finde.
00:33:02: Und gleichzeitig, ich meine, auch die jüdische Gemeinde kennt mich seit vormundzwanzig Jahren und weiß, dass ich immer gegen Antisemitismus eintrete.
00:33:08: Es ist aber ein Thema, was auch viele junge Leute mich immer wieder fragen und wo ich den klarmache.
00:33:13: Wir haben eine bestimmte Geschichte.
00:33:15: Wir stehen selbstverständlich immer für den Staat Israel ein.
00:33:19: Aber ich find's eben falsch, was die Regierung macht.
00:33:21: Und diese Differenzierung, die möchte ich natürlich gerne hinbekommen.
00:33:25: Und da tut es einem dann schon weh.
00:33:26: Wenn man eben sagt, ich find's falsch, dass Krankenhäuser in Gaza bombardiert werden und dann wird man als Antisemiten beschimpft, das hat weh getan.
00:33:34: Ja.
00:33:35: Hat sich auch die Art und Weise ... der Arbeit als Politikerin geändert.
00:33:40: Also wenn ich ihn so zuhöre, denke ich, jetzt ist es ein Ankämpfen gegen verschiedene Strömungen und früher war es einfach nur das Ohr an der Bürgerin zu haben, zu helfen, gute Sachen nach vorne zu bringen, schlechte Sachen weg zu argumentieren.
00:33:55: Ne, das ist immer noch.
00:33:56: Also das gibt, also ne, weg diskutieren ja nicht, ne, nein, Moment.
00:34:00: Aber ich Also dieses Einzelne findet schon noch statt.
00:34:05: Ich biete wahnsinnig viele Veranstaltungen an, einfach um im Gespräch zu sein.
00:34:10: Und man erlebt wirklich auch lustige Sachen.
00:34:12: Ich hatte schon mal eine Gruppe von Frauen, die sind in ein politisches Frühstück von mir gekommen.
00:34:17: Und ich hatte schon das Gefühl, die haben zwar mit diskutiert, aber ich habe mich immer so gefragt, wo kommen die wohl her, wer sind die?
00:34:24: Und hinterher kam eine Frau und sagte, Ja, wir sind eigentlich mehr so CDU-Wählerinnen, aber wir wollten mal wissen, wie sie so sind.
00:34:31: Da hab ich gedacht, das ist Politik.
00:34:33: Das find ich super.
00:34:34: Die haben einfach mal geguckt, wer ist denn diese Einer?
00:34:37: Solche Dinge finden immer noch statt.
00:34:39: Es ist immer noch dieses Persönliche.
00:34:41: Und eben die Leute kommen dann auch mit Problemen.
00:34:43: Das bleibt und das ist auch gut so.
00:34:45: Aber es ist eben rauer geworden.
00:34:48: Und ja, mir sagen manchmal einige auch, oh, das könnte ich nicht.
00:34:53: Also dieses, was du da alles so wegsteckst.
00:34:56: Vielleicht ist es auch gar nicht gut, dass ich ja auch schon nach so vielen Jahren natürlich manchmal sag, achts mir jetzt egal, wenn der mich da schon wieder irgendwie von der Seite anhubt.
00:35:07: Aber man würde nicht überleben.
00:35:09: Wenn man sich über jede Äußerung, gerade bei Social Media, kann ich ja nicht über jede Äußerung in Unmacht fallen.
00:35:15: Dann kann ich aber keine Arbeit mehr machen.
00:35:17: Ja.
00:35:18: Jetzt sind Sie, also ein Lächeln und ein paar gute Sätze von Olaf Scholz haben damals gereicht, um Sie in die SPD zu holen.
00:35:26: Nein, kannst du was.
00:35:26: Gab's auch nicht.
00:35:27: Gab's auch
00:35:27: nicht.
00:35:27: Eine Alternative haben Sie zwischendurch noch mal in Wallomaten, gab's ja damals nicht.
00:35:32: Aber haben Sie noch mal geguckt, links und rechts, ob vielleicht FDP, Grüne gab's nicht so richtig?
00:35:38: Doch, die gab's.
00:35:39: Ja?
00:35:39: Ja.
00:35:39: Okay.
00:35:40: Aber CDU oder so?
00:35:40: Von denen
00:35:41: hat sogar eine zu mir damals gesagt, fand ich wirklich nett.
00:35:45: Warum bin ich nicht auf die Idee gekommen?
00:35:47: Also das war aus dem Führungskader sozusagen der Grün, wo ich ihr aber sagen konnte, also ich war ja mit mehreren befreundet.
00:35:54: Interessanterweise hat mich die CDU in Hamburg damals viel öfter eingeladen, als ich noch gar nicht in der Politik war.
00:36:01: Und ja, und ich war mit mehreren befreundet aus allen möglichen Parteien.
00:36:04: Ich kam als parteilose in die Politik.
00:36:08: Also ich ... war ja nicht in irgendeiner Partei.
00:36:11: Und ich glaube, das war sogar gut.
00:36:13: Das hat sich bei mir bis heute eigentlich gehalten, dass ich immer nach Leuten suche, mit denen ich zusammenarbeiten kann.
00:36:19: Mit denen ich auch gerne mal lange diskutiere.
00:36:22: Ich war jetzt gerade mit Johann Wadefühl, unserem Außenminister in Indien.
00:36:26: Da sitzt man neuneinhalb Stunden nebeneinander mit einem CDU-Abgeordneten.
00:36:30: Natürlich unterhält man sich und dann schaut man auch, Mensch, können wir miteinander oder nicht?
00:36:35: Und das war jetzt wieder etwas, wo ich dachte, ein junger Mann, also relativ ... junger Mann, noch unter dreißig und richtig tolles Gespräch.
00:36:43: Also nicht nur ein Badefuhl.
00:36:45: Nee, der ist nicht mehr unter dreißig.
00:36:47: Das wäre dann auch erstaunlich.
00:36:49: Fühlen Sie sich immer noch zu hundert Prozent Wohl in Ihrer politischen Heimat?
00:36:53: Ich meine, die Partei ist sehr im Umbruch, hat viele Brüche erlebt, viele Diskussionen, vieles, was Gerhard Schröder angeschoben hat, wurde in dem Moment als falsch betrachtet, teilweise auch Partei intern, hat sich dann vielleicht doch als gar nicht so schlimm erwiesen.
00:37:11: Und es gibt noch etliche Beispiele in den letzten zwanzig Jahren.
00:37:15: Das muss man ja als Parteisoldatin erst mal nach außen die ganze Zeit mit tragen.
00:37:21: Aber wie sehr ist denn jetzt noch diese Übereinstimmung?
00:37:24: Ich nehme an, immer noch mehr als fünfzig Prozent, aber sind es hundert Prozent wirklich?
00:37:29: Na, ist es so.
00:37:29: Also, niemand, das fragen mich ja ständig auch Schülerinnen und Schüler.
00:37:34: Niemand sitzt im Bundestag und sagt zu allem, was die eigene Fraktion macht, ist alles nur großartig.
00:37:40: Das ist es nie.
00:37:44: Der Reiz ist ja gerade zu sehen, okay, wo kann ich bei anderen gut mitgehen, weil es nicht komplett gegen meine eigenen Überzeugungen ist.
00:37:51: Das ist natürlich selten so, dann wäre ich doch irgendwann falsch.
00:37:55: Aber es ist manchmal so.
00:37:57: Und wo kann ich meistens mitgehen?
00:37:58: Und dann brauche ich die Leute aber auch, dass sie bei mir mitgehen.
00:38:01: Also wie man sich vorstellen kann, bei Migrationspolitik haben nicht immer alle Hurra geschrien.
00:38:06: Und haben nicht immer gesagt, wir wollen unbedingt, dass die schneller eingebürgert werden können.
00:38:10: Oder wir wollen Einbürgerungsfeiern in Hamburg.
00:38:13: Hatte das eine große Zustimmung, aber durchaus nicht überall in der Republik.
00:38:17: Das heißt, ich suche immer wieder nach Leuten und versuch, den klarzumachen.
00:38:21: Guck mal, meine Sachen sind auch irgendwie toll.
00:38:23: Oder ein paar Leute mehr waren ja auch dabei.
00:38:26: Und dann macht man auch Sachen mit von anderen.
00:38:28: Aber es muss schon ... Klar, man muss auch mal durch solche Tiefen gehen, wo man das Gefühl hat, irgendwie passt jetzt gerade ganz vieles nicht zusammen, weil die Stimmung im Land vielleicht schlecht ist.
00:38:39: Aber ich hab's nicht gehabt, dass ich jetzt sagen würde, dass alles hat mit mir nichts mehr zu tun.
00:38:45: Dann würde ich wirklich aufhören, in dem Moment würde ich aufhören.
00:38:48: Aber wie viel Prozent über Einstimmung so mit all dem, was da gerade diskutiert wird, haben Sie?
00:38:54: Achtzig?
00:38:56: Ich weiß nicht, Prozentzahlen finde ich das schwierig, aber eine relativ hohe.
00:39:00: Wir müssen jetzt investieren, wir müssen diese Dinge tun, wir müssen aber auch uns bewusster werden, wo gegen der Kampf eigentlich gerade zu führen ist und gegen wen.
00:39:11: Wir müssen aufpassen, dass die Demokratie immer wieder im Moment angegriffen wird und vor allen Dingen haben wir ja auch eine echte Bedrohung.
00:39:20: über uns Kreisendrohnen, die uns angreifen könnten, das sind ja alles keine Lappalie.
00:39:26: Und dass ich mal losgehen würde und sagen würde, Mensch, so ein moderner Wehrdienst macht eventuell doch Sinn.
00:39:32: Guckt doch mal, also möglichst auf freiwilliger Basis natürlich, wie es ja jetzt auch ist, aber schaut doch mal, ob es euch vielleicht doch interessiert.
00:39:40: Hätte ich jetzt auch nicht unbedingt gedacht.
00:39:43: Jetzt haben Sie ja vorhin schon angesprochen, die Besondere politische Situationen in Hamburg, also die AfD kommt hier lange nicht auf die Stimmenzahl wie im Rest der Republik.
00:39:54: Wie sehr hilft es Ihnen denn tatsächlich in der Nachbarschaft rumzuhören zu sprechen?
00:40:00: Wie sehr ist Hamburg für Sie auch eine Inspirationsquelle, was politisch gesehen richtig ist?
00:40:07: Total, Hamburg ist mein Zuhause und ich mache Politik für die Menschen in meinem Wahlkreis, im Zweifel für ganz Hamburg natürlich.
00:40:13: Ja, aber es ist ja so, Hamburg ist nun mal ein Stadtstaat und die Menge, die Masse der Wähler bundesweit, leben auf dem Land.
00:40:22: Ja, aber ich werde aus meinem Wahlkreis gewählt und bin denen erstmal verpflichtet, zuzuhören, zu schauen, was wichtig ist.
00:40:29: Hamburg hat einen Hafen, der Hafen ist ja nicht nur für Hamburg gut.
00:40:32: Also, Herr Söder in Bayern braucht den Hamburger Hafen in Wahrheit, um seine ganzen Sachen dahin zu bekommen.
00:40:38: Das sagt er natürlich nie.
00:40:39: Aber das müssen wir umso lauter sagen.
00:40:41: Also, von daher, wir haben bestimmte Themen, wo wir sagen, nicht bitte immer nur die Seilbahnen und alles Mögliche im Süden gucken, sondern auch mal in den Norden schauen und die ganzen Anbindungen.
00:40:52: Das ist schon für Hamburg wichtig.
00:40:54: Es gibt ja auch solche Dinge, wie man mag es immer nicht ansprechen, die Bahnen, die auch von Hamburg aus überall schnell und gut hinfahren sollen.
00:41:03: Da haben wir zwar alle im Moment nicht ganz so das Risikovertrauen, aber jetzt wird ja ganz viel gebaut.
00:41:08: Das wird natürlich eine Roststrecke gerade.
00:41:11: Hamburg-Berlin zum Beispiel ist ja ein gutes Beispiel, was lange dauert.
00:41:15: Aber wir machen es ja damit, dass es dann besser wird.
00:41:17: Und das soll für die Hamburgerinnen und Hamburger am Ende gut sein, auch natürlich.
00:41:22: Ich stelle fest, dass Berufspendler, die mit der Bahn unterwegs sind, meist viel gelassener sind als die, die einmal im Monat irgendwo hinfahren müssen, die sich dann sofort aufregen bei Social Media oder lauter als diskutieren im Restaurant.
00:41:36: Man erkennt diese Leute ja, weil sie immer am unbehäufnendsten auf dem Bahnsteig schon unterwegs sind und so weiter.
00:41:43: Ich kann mich ehrlich gesagt auch aufregen, ständig könnte ich ganze Bücher füllen über meine Erlebnisse bei der Bahn.
00:41:50: Aber was anders ist, wenn die Bahn einfach nur eine Viertelstunde später kommt, dann sagen Leute, wie ich super, heute fährt sie mal pünktlich.
00:41:59: So, das wollte ich sagen, macht das, wenn man das einfach jede Woche macht sozusagen, gelassener?
00:42:06: Naja, ich bin am Anfang fast täglich gependelt.
00:42:09: Ich hatte ja ein kleines Kind und ich wollte ständig nach Hause und das war schon ... Es war eine Herausforderung.
00:42:16: Ich glaube, niemand hat seine Bahnkarte so viel genutzt wie ich.
00:42:19: Das könnte man tatsächlich mal statistisch erheben, weil ich bin teilweise wirklich jeden Tag oder jeden zweiten Tag hin und her gedüst.
00:42:28: Hamburg-Berlin machte das eigentlich möglich.
00:42:31: Aber wenn man dann anfängt, durch den Wald zu stapfen im Winter, weil der Zug nicht mehr weiterfährt und stundenlang auf Gleisen und so, es war nicht immer schön.
00:42:41: Es war einfach nicht immer schön.
00:42:43: Also dieses Durchhalten gehört ja dann auch zur Arbeit im Bundestag.
00:42:47: Während die normalen Abgeordneten zwischendurch einfach mal rausgehen können, sonst was machen können, wenn man dann den Dienst als Bundestagspräsidentin hat sozusagen.
00:42:56: Viel zu impressionieren.
00:42:57: Ja, genau.
00:42:58: Aber wenn sie sie ersetzen sozusagen, also die Leitung übernehmen.
00:43:02: Wie sieht dann so ein Tag aus?
00:43:05: Trinkt man dann morgens ein bisschen weniger, damit man nicht aus Klor rennen muss.
00:43:08: Also ganz praktisch gesehen.
00:43:10: Auch das kann ein Thema sein durchaus.
00:43:13: Also bei mir war das so, ich habe teilweise die Spätstunden übernommen, weil ich das einfach gerne gemacht habe.
00:43:20: Aber es war dann so, dann zog es sich und dann hat man den anderen gesagt, ach, geht man nach Hause, ich übernehme schon noch den Rest.
00:43:27: Wunsch drei Stunden, dann wunsch dreieinhalb Stunden.
00:43:29: Und dann hab ich manchmal schon der SMS geschrieben, sag mal, kann mal einer mich kurz für fünf Minuten ablösen, dass ich mal um die Ecke gehen kann.
00:43:36: Hat dann einer oder eine hat sich immer gefunden.
00:43:39: Klar, aber es ist ... Diese zwei, drei Stunden, die man da sitzt, man sitzt hochkonzentriert da.
00:43:46: Das ist schon ein wichtiger Teil der Arbeit.
00:43:48: Das andere ist natürlich das Repräsentieren.
00:43:50: Man ist ja überall eingeladen.
00:43:52: Man muss überall auf den Bundestag erklären.
00:43:55: Man diskutiert sehr viel mit Menschen.
00:43:57: Man erklärt auch, warum das mit der Demokratie so schwierig ist und gleichzeitig eben so wichtig ist.
00:44:04: Worauf man alles achten muss.
00:44:05: und ja, was so die verschiedenen Parteien, warum die sich eigentlich streiten.
00:44:09: Auch das wollen ja die Leute wissen.
00:44:11: Die fragen ja auch, was ist das jetzt schon wieder?
00:44:12: Ich verstehe das mit der FDP und so.
00:44:15: Und dann versucht man das alles immer so ein bisschen auseinander zu zähren und auch einfach zu erklären.
00:44:22: War denn das, was wir vollen beschrieben haben, die Wohnheime oder die Kneipensituation in Bonn, war das für Sie dann immer die Zugfahrt, wo man möglicherweise mit Mitgliedern der anderen Parteien noch mal Sachen klären konnte, wo man den Tag hat Revue passieren lassen.
00:44:38: Oder sitzen sie dann, genau, von Berlin nach Hamburg und da fahren dann ja auch die Schleswig-Holstein damit und so.
00:44:44: Oder ist es dann etwas abschalten und einfach nur im Restaurant sitzen und... noch was trinken und entspannen?
00:44:52: Oder ist das dann auch etwas, wo man noch mal Akten lesen kann?
00:44:55: Weil das bringe ich ja mit Politikern am meisten in Berührung dieses Aktenlesen.
00:45:00: Ja, es ist ja auch so.
00:45:01: Wir müssen ja auch verdampfe lesen.
00:45:02: Das gehört ja zur Jobbeschreibung dazu.
00:45:06: Aber es ist alles.
00:45:07: Es ergeben sich Tage.
00:45:09: Ich weiß nur, wir hatten eine Kultursenatorin in Hamburg, Barbara Kisler.
00:45:14: Die werden bestimmt noch einige kennen.
00:45:16: Und irgendwie wollte es der Zufall, dass wir bei mehreren Zugfahrten immer uns gegenüber an so einem Tisch saßen.
00:45:22: Aus irgendeinem Grund passierte das ständig.
00:45:25: Und wir haben wirklich, also einfach tolle Fahrten gehabt mit ganz tollen Gesprächen.
00:45:30: Da holt man keine Akten raus.
00:45:32: Es sei denn der eine sagt, Mensch, ich muss das nochmal ganz schnell lesen, bevor ich hier aussteige.
00:45:36: Aber es gibt auch, also Freitas, Nachmittags ist auch oft so, denn es ist eigentlich das halbe Abteil.
00:45:44: sind nur Abgeordnete.
00:45:45: Und ich glaube, die anderen Leute denken manchmal, wieso grüßen die sich hier alle?
00:45:49: Oder sagen dann schönes Wochenende, so in jede zweite Reihe.
00:45:52: Das ist dann aber eigentlich ... schläft dann die Hälfte auch schon.
00:45:55: Man ist echt platt, wenn man nach Hause fährt.
00:45:58: Und wir hatten jetzt gerade drei Sitzungswochen wieder.
00:46:00: Wir haben dauernd in diesem Herbst zwei Sitzungswochen, drei Sitzungswochen.
00:46:07: Man ist dann auch manchmal mit seiner Energie am Ende.
00:46:09: Aber eigentlich ist natürlich die Bahnfahrt gut beim Hinfahren, würde ich sagen.
00:46:13: Da liest man fast immer die Akten.
00:46:16: So, ich habe jetzt auch was zu lesen, nämlich Wissenswertes.
00:46:19: und dann kommen Sie ein paar Fakten über Hamburg.
00:46:22: Die Binnen und Außenalzer bilden zusammen sieben Quadratmeter Wasserfläche mitten in Hamburg und prägen damit der Stadtbild maßgeblich.
00:46:30: Welche Wassersportart haben Sie schon einmal ausprobiert?
00:46:34: Auf der Alster?
00:46:35: Oder allgemein?
00:46:35: Wo auch immer.
00:46:36: Also
00:46:37: Serven auf der Alster ist ja schwierig.
00:46:39: Also Windsurfen war jahrelang mein Begleiter bis zu einem Kreuzbandriss.
00:46:44: Beim Windsurfen passiert?
00:46:45: Ja, auf Costa Rica.
00:46:47: Ich hab leider nicht mitgekriegt, dass da eine unglaubliche Ebbe entsteht.
00:46:51: Und als ich ins Wasser fiel, ließ ich mich einfach fallen und mein Ferse bohrte sich in den Sand.
00:46:57: Ich werd's nicht weiter ausführen.
00:46:58: Ja,
00:46:59: okay, es tut weh beim Zuhören schon.
00:47:01: Aber rudern wie der ehemalige Bundeskanzler war nicht ihr Ding.
00:47:05: Hab ich einen zweimal gemacht?
00:47:06: Durch ihn?
00:47:07: Nee, das hab ich selber gemacht.
00:47:09: Durch einen Freund eher, der sportsstudierte.
00:47:11: Also ich find's einfach schön, auf der Altzeit zu sein.
00:47:14: Aber ich bin jetzt keine super Ruderfrau.
00:47:17: Okay,
00:47:17: es gibt ja auch Tretboote dort.
00:47:18: Ja,
00:47:19: die sind auch schön.
00:47:20: Die Fulzbüttler Straße trägt mit sevenhundertzweiundneunzig die höchste Hausnummer in Hamburg.
00:47:27: Wie lautet ihre Glückszahl?
00:47:29: Sieben.
00:47:30: Warum die sieben?
00:47:31: Ich weiß nicht.
00:47:32: Ach so, die hat ja
00:47:33: mehrere
00:47:34: Bedeutung.
00:47:34: Ich glaube, es gibt die sieben Todsünden aus dem...
00:47:37: Sieben Himmel, sieben Todsünden aus dem christlichen
00:47:40: Bereich irgendwie.
00:47:41: Sagen wir mal religiösen.
00:47:42: Wir kommen zu einer anderen Zahl.
00:47:44: Hamburg hat hundertvier Stadtteile, welche sich in sieben Bezirke, da ist es wieder, aufteilen.
00:47:50: Altona Bergedorf, Eimsbüttel, Hamburg Mitte, Hamburg Nord, Harburg und Franz-Bieg.
00:47:55: Mit welchem Stadtteil sind sie am wenigsten vertraut?
00:48:01: Am wenigsten.
00:48:02: Also ich hab gewohnt in Eimsbüttel und Wandsbick gearbeitet in Bergedorf.
00:48:09: Haarburg war ich sehr oft bei Freunden.
00:48:13: Oh, das ist jetzt echt eine gute Frage.
00:48:15: Ich würde so sagen, Duvenstedt wahrscheinlich.
00:48:17: Das ist so ...
00:48:18: Das ist im Norden, hab ich schon mal gehört.
00:48:20: Da war ich noch nicht so oft.
00:48:22: Okay.
00:48:24: Wie ist das denn so im Wahlkampf?
00:48:26: Stehen Sie dann selber auch noch hinter so roten Sonnenschirmen, die Sie auch vor Regen schützen?
00:48:30: Und gibt es dann immer die gleichen Orte?
00:48:32: Oder bringt man selber über all die Jahre gerne mal eine Ablenkung rein und sagt, so heute bin ich völlig verrückt.
00:48:39: Heute stehe ich an einer anderen U-Bahn-Station.
00:48:41: Ja, man steht an ganz vielen verschiedenen U-Bahn-Stationen natürlich nur im eigenen Wahlkreis.
00:48:46: Also ich habe auch mich manchmal ganz alleine dahingestellt tatsächlich und oft aber mit Freunden natürlich oder eben Parteifreunden auch.
00:48:54: Ja, und verteilt war es oder steht unter den Schirmen oder man macht Veranstaltungen oder man lässt Ballons steigen.
00:49:01: Ganz toll war in der Vergangenheit, muss ich sagen, eine Jusotruppe, die ich hatte.
00:49:07: Die haben sich wirklich lustige Sachen einfallen lassen.
00:49:10: Die saßen dann so auf dem Marktplatz und saß da einer auf dem Stuhl.
00:49:13: Sie kommen an ihm vorbei und er hält ein Schild hoch und sagt hatten sie mal, wer in fünfzehn Metern steht oder so.
00:49:20: Und dann stand ich da, oder steht da ein anderer und sagt, gehen Sie unbedingt wählen.
00:49:24: Also ... Ich merke, das spricht Leute auch an, dass die sagen, Mensch, mal was Witziges, mal was anderes.
00:49:32: Aber klar, man stellt sich dahin und man möchte ja auch sagen, Leute, das sprecht mich gerne an.
00:49:37: Dafür bin ich da.
00:49:38: Nicht nur um alles immer nur niederzumeckern, das kann man auch, aber das ist nicht immer ganz so sinnvoll, wie ich finde.
00:49:46: Sondern um wirklich mal zu sagen, das habe ich nicht verstanden.
00:49:49: Oder erklären Sie doch mal das und das.
00:49:51: Ich bilde mir ein, dass die Phase des Wahlkampfes immer das wäre, wo ich, ehrlich gesagt, am wenigsten Lust zu hätte, da gerade diese auf der Straße rumstehen, fremde Leute ansprechen, da rumlungern.
00:50:02: Wir stehen
00:50:02: ja immer draußen, das ist ja nicht nur im Wahlkampf.
00:50:04: Aber
00:50:04: wie gehen Sie trotzdem?
00:50:06: Gibt es das, muss es ja auch mal geben, ist ja normal mit Motivationsproblemen um.
00:50:11: Lassen Sie den Tag dann einen guten Mann sein, wie man so schön sagt, oder quälen Sie sich dahin, all seine Disziplin durch und morgen wird wieder besser?
00:50:19: Also meistens hab ich tatsächlich Lust, dahin zu gehen.
00:50:22: Es ist wirklich so, klar gibt's die Tage, wo einem die Beine schwer werden und so.
00:50:27: Und es gab auch schon Stände, wo ich gesagt hab, ich kann es echt nicht mehr stehen.
00:50:32: Entweder haben die da einen Stuhl oder ich geh ins nächste Café und nehm jemanden mit.
00:50:36: Wir haben auch schon mal einen Stand abgebaut, weil wir das Gefühl hatten, da kommen jetzt an dem Tag wirklich wenig Leute rum.
00:50:41: Also außerhalb von Wahl kämpfen gerade.
00:50:43: Wir stellen uns ja überall mal hin, Sache, komm, jetzt ... gehen wir mal kurz einen Kaffee trinken oder so.
00:50:48: Das machen wir dann schon mal klar.
00:50:50: Also, man ist nützlich auch nichts da zu stehen und auszustrahlen.
00:50:53: Hab grad gar keinen Bock auf euch alle, ne?
00:50:55: So, das ist ja nicht Sinn der Sache.
00:50:57: Nee, das geht nicht.
00:50:59: Insgesamt bringt es mir Spaß, aber ich bin ein ganz normaler Mensch.
00:51:02: Ich habe auch Momente, wo ich manchmal denke, warum meckerst du mich jetzt seit fünf Minuten an?
00:51:08: Was bringt dir das eigentlich?
00:51:10: Weil ein Papierkopf will man jetzt auch nicht sein, sondern eigentlich ein vernünftiges Gespräch führen.
00:51:15: Meistens schafft man es auch.
00:51:18: Wie wird denn der Tag am Ende dann gefüllt, nachdem man aus dem Bundestag raus ist, seine politische Arbeit erledigt hat, die Tochter halbwegs vernünftig erzogen hat oder in Schulaufgaben kontrolliert hat?
00:51:31: früher?
00:51:34: Gibt es etwas, wo sie sich dann so gerne reinstürzen?
00:51:37: Also das Wort Hobbys würde jetzt so fallen.
00:51:40: oder gibt es da gar keine Regelmäßigkeiten?
00:51:44: Also ich merke, dass ich manche Dinge habe wieder aufleben lassen.
00:51:49: Ich habe durchaus so einige Gruppen, mit denen ich mich sehr gerne treffe, Freundinnen von früher auch, die seit Ewigkeiten kenne, aber wo die Abstände eine Weile immer größer wurden.
00:52:02: gerade als die Kinder klein waren und so.
00:52:04: Und jetzt treffen wir uns wieder recht regelmäßig.
00:52:07: Und das sind so Sachen, da kann man sich mal fallen lassen.
00:52:10: Das ist herrlich.
00:52:12: Da ist dann so klar, man redet auch mal über Politik, aber man redet über ganz viele andere Dinge.
00:52:17: Und man hat einfach so eine gemeinsame Vergangenheit.
00:52:20: Und was mir auffällt in diesen Jahren gerade ist, es gibt eben Menschen, Gott sei Dank recht viele, die kennen mich ja auch schon seit ich klein war.
00:52:30: Und denen muss ich nicht erklären, was für ein Mensch ich bin.
00:52:33: Die müssen das auch nicht rausfinden, ob ich jetzt rechts rumticke, links rumticke, gerade ausgehen kann und so.
00:52:38: Sondern die kennen mich einfach.
00:52:40: Und das sind so die Dinge, die ich immer mehr zu schätzen weiß.
00:52:45: Aber ich mach auch.
00:52:45: wieder gerne Sport und auch mehr.
00:52:48: Also vorher hab ich das durchaus so in Gedanken manchmal gemacht und dann doch nicht praktiziert.
00:52:53: So jedenfalls nicht intensiv.
00:52:55: Und jetzt versuch ich das auch wieder regelmäßiger hinzubekommen.
00:52:58: Das ist schon, tut einem schon gut.
00:53:01: Wie lange hält denn Ihre längste Freundschaft?
00:53:03: Also gibt es so eine Schulfreundin oder ein Schulfreund,
00:53:07: bei dem sich immer noch regelmäßig ... Also ich hab zwei Freundinnen, die ich quasi seit der Geburt kenne.
00:53:13: Ja, das ist also ... Mit der einen haben wir ... in einem Haus gelebt, so unsere Eltern, in so einem drei Familienhaus ja zunächst mal.
00:53:21: Wir sind sozusagen im gleichen Haus geboren und haben nach fünf Monaten Abstand.
00:53:27: So, wir treffen uns immer noch, jetzt sehr regelmäßig wieder.
00:53:32: Und ich habe noch eine, die mich auch.
00:53:34: Also da sind wir ja dann umgezogen in dieses besagte Hochhaus, was ich schon erwähnt habe.
00:53:39: Und die ist neun Tage, war sie nach mir geboren, aber wir haben uns dann natürlich mit einem Jahr oder so, haben uns vielleicht noch nicht so intensiv kennengelernt, aber sobald wir laufen konnten, das war ja, das war damals zumindest so.
00:53:50: Alle gingen auf den Spielplatz vor dem Haus.
00:53:53: Man hat sich automatisch kennengelernt.
00:53:55: Die kenne ich bis heute und die treffe ich auch regelmäßig.
00:53:59: Ich hab mehrere, die ich seit meiner frühsten Kindheit kenne.
00:54:03: Haben Sie die auch ähnlich wie Olaf Scholz?
00:54:05: Sie versucht, in die Partei reinzuziehen?
00:54:07: Oder wie sehen die Beziehungen gerade im Hinblick auf ihre Arbeit und die Öffentlichkeit
00:54:13: aus?
00:54:14: Sind das dann Leute, die sagen, Mensch, das aber ... Das musst du mal anders machen, oder wie auch immer?
00:54:22: Auch ab und zu schon.
00:54:23: Weil das sind ja wahrscheinlich auch die Leute, von denen sich am ehesten was sagen lassen.
00:54:26: Ja, schon.
00:54:27: Also, weil das kommt natürlich klar und nüchtern rüber.
00:54:31: Das finde ich sehr, sehr wichtig, dass die mir mal so Rückmeldungen geben, aber es sind eben auch die, die ein Jahr auffangen.
00:54:37: Also, wenn man auch irgendwie gerade sehr unfair irgendwie bombardiert wird, dann sagen die immer, komm, oder geht's dir gut, rufen mal an und so melden sich.
00:54:46: Das ist schon wichtig, dass man auch so ein Umfeld hat.
00:54:49: Aber es erdet einen natürlich auch immer wieder, weil klar, die sagen auch manchmal, habt ihr euch denn da einfallen lassen, oder war ja irgendwie nicht der tolle Wurf.
00:54:56: Klar, das finde ich richtig, richtig gut.
00:54:59: Aber es ist eben nicht so, dass man sich völlig entzweit und so schlimm wird es nie.
00:55:05: Können
00:55:06: Sie den Guten Nein sagen, also können Sie, wenn Sie jetzt abends mit Ihren Freunden zusammenkommen und die haben dann doch nochmal das Bedürfnis über die Streit rein in Berlin oder Ähnliches zu sprechen, dann sagen Leute, heute echt nicht morgen wieder.
00:55:20: Bei mir ist es tatsächlich oft anders rum.
00:55:22: Also, dass manchmal vor allen Dingen meine Tochter manchmal sagt, jetzt hör doch mal auf zu diskutieren, so nicht wieder.
00:55:30: Und ja, ich kann das schon.
00:55:31: Also, ich glaube, es ist doch alle mal froh, wenn man auch mal über was anderes reden kann.
00:55:35: Und es gibt ja auch viele lustige Themen, was alles um einen herum passiert und was hat wieder der oder die gerade Neues gemacht.
00:55:43: Nein, das ist schon, ich diskutiere schon gerne.
00:55:46: Wir hatten das, glaube ich, am Anfang schon so.
00:55:48: Ich rede gerne und ich möchte auch gerne mal erfahren, was andere denken, um das ja dann auch ein bisschen zusammenzubringen und zu sagen, okay, aber wie wird ein Schuh draus aus vielen verschiedenen Gedanken?
00:56:01: Spätestens seit der Bewegung Fridays for Future haben junge Leute eine sehr starke Stimme erhalten und ich erlebe es immer wieder, dass am Frühstückstisch oder am Abendrutsstisch junge Leute ihre Eltern bekehren in Richtung Klimaschutz, Ernährung und so weiter und so fort.
00:56:21: Wie sehr hat Ihre Tochter oder andere junge Leute Sie da geprägt?
00:56:26: Oder ist es so, wenn man den ganzen Tag damit zu tun hat, dann hat man da eh schon so eine offene Seite mit?
00:56:33: Also bei uns, ich würde sagen, es ist nicht nur Klima, natürlich auch.
00:56:37: Aber das kommt vielleicht mehr von Schulklassen, die teilweise bei mir sind, wo dann einige sind, die sich da eben vielleicht sehr einsetzen.
00:56:44: Manchmal auch Ältere, die mich in Berlin besuchen.
00:56:48: Was ich aber wirklich zu schätzen weiß, ist, wenn grad so Jüngere einem sagen, wie was rüber kommt.
00:56:55: Die auch wirklich sagen, damit kann überhaupt nichts anfangen, was ihr da macht.
00:57:03: Auf der anderen Seite finden die auch manchmal Sachen toll, wo ich dann zusammenzucke.
00:57:08: Also kann ich ja mal offen sagen, dass die den netten Christian Lindner, der damals ja ein Super-Social-Media-Profil hatte, gar keine Frage.
00:57:18: Aber es hat mich schon erschreckt, wie sehr das wirkte.
00:57:22: Also wie sehr sozusagen, man mit so einem, ich komm cool rüber, hab ein tolles Auto und so, dass das auch junge Leute so beeindruckt hat.
00:57:30: Das sind dann Sachen, über die ich diskutiere.
00:57:32: Ja, da bin ich natürlich auch verloren im Posten, gar keine Frage, wenn ich dann immer komme, mit ihr müsst doch mal dahintergucken und ist das was und so.
00:57:38: Dann sagen die, oh, bist nur neidisch, hast keinen so guten Social-Media-Auftritt, was auch immer.
00:57:43: Aber finde ich gut, also wir bringen diese Gespräche auch Spaß.
00:57:46: Man erlebt ja sehr viele Politiker.
00:57:48: und Politiker, die selbst, wenn sie nicht mehr im Bundestag sind, immer noch sehr meinungsstark sind, dann bei den üblichen Fernsehtv-Shows sitzen und so weiter.
00:57:58: Gibt es für Sie ein Leben nach der Politik?
00:58:00: Ich sag mal, Sie haben ja jetzt im Kaufmannsladen Ihrer Eltern die ersten beruflichen Schritte gemacht, Körperstiftung, dann da ist doch wahrscheinlich viel Fantasie.
00:58:09: oder sagen Sie, nee, ich will weiter reden, diskutieren, bis es nicht mehr geht.
00:58:15: Bis ich Tod umfalle.
00:58:18: Nee, also im Gespräch bleiben schon, aber jetzt bin ich Politikerin und jetzt mache ich das.
00:58:25: Und wenn ich aufhöre, wenn ich irgendwann das Gefühl habe, so jetzt lass ich das.
00:58:30: Ich könnte mir vorstellen, mich dann auf eine oder zwei andere Sachen zu konzentrieren.
00:58:34: Was können das
00:58:35: sein?
00:58:36: Aus der heutigen Situation heraus?
00:58:38: Ja, ich setze
00:58:39: mich.
00:58:39: Noch mal Gemüse laden aufmachen oder ähnliches?
00:58:41: Nein.
00:58:42: Ich hab tatsächlich zwischendurch davon geträumt, ein Café aufzumachen.
00:58:46: Ich hatte mal einen Wahlkampf, wo ich gesagt hab, das ist aber schon zwei Wahlkämpfe her oder so, da hab ich gesagt, wenn ich es nicht schaffe, dann mach ich hier einen Café auf.
00:58:55: In alten Fällen muss ich endlich ein schönes Café geben.
00:58:57: Nein, also das war ... Hat ja Gott sei Dank dann geklappt mit der Politik.
00:59:03: Aber ich könnte mir vorstellen, ich mach zum Beispiel heute auch, ich bin Schirmherrin von den Nachbarschaftsmüttern oder engagier mich jetzt auch für andere Vereine.
00:59:13: Das ist noch nicht ganz offiziell.
00:59:15: Aber so, ich könnte mir, wenn ich aufhöre, würde ich mich vermutlich noch mal für ein, zwei Dinge einsetzen, die das wollen würden.
00:59:24: Die sagen würden, du bist diejenige, die zu uns passt.
00:59:27: Und mit dir wollen wir gerne noch mal vorangehen und hier auch noch ein paar Dinge erreichen.
00:59:32: Das würde ich schon machen.
00:59:33: Also was ich mir gar nicht vorstellen könnte, ist nichts zu tun.
00:59:36: Ich habe noch nie nichts getan.
00:59:38: Ich habe mich auch noch nie gelangen, weil halt im Leben.
00:59:40: von daher, ich such mir immer irgendwas.
00:59:42: Was ich mich gefragt habe beim Rückblick heute, gestern, wie auch immer, auf Ihre politische Karriere, Warum waren Sie nie im Senat?
00:59:51: Es werden ja immer Frauen gesucht, starke Frauen, die eine Präsenz haben, wie auch immer.
00:59:56: Man liest immer, egal ob CDU, die Grünen am wenigsten, aber CDU oder SPD, da sind immer zu wenig Frauen, die das Format für den Senat
01:00:04: haben.
01:00:05: Warum hat es bei Ihnen nie geklappt?
01:00:07: Empfinden Sie das als verpasste Chance oder gab es die?
01:00:10: und Sie haben selber gesagt, ne,
01:00:13: ne?
01:00:13: Senator oder Senatorin ist natürlich etwas ganz Tolles in Hamburg, eigentlich eines der höchsten Dinge.
01:00:19: Ich hätte einmal die Gelegenheit gehabt, das war es, dass Olaf Scholz gewonnen hat.
01:00:26: Da ist er wieder.
01:00:27: Und da hat er auch mit mir gesprochen durchaus, aber es war so, dass mein damaliger Irmann Michael Neumann ja in den Senat ging und das war auch gesetzt.
01:00:37: Also der hatte wirklich viel dafür getan, dass diese Wahl gewonnen wird und so.
01:00:41: Das habe ich damals schon so empfunden.
01:00:43: Wir haben auch viel darüber gesprochen.
01:00:46: Ich habe für mich entschieden, das möchte ich nicht.
01:00:48: Also ein Ehepaar im Senat fand ich irgendwie... Man weiß ja, wie es dann geheißen hätte.
01:00:54: Die kriegt das nur, weil er und so, ne?
01:00:56: Also klar, kann man trotzdem machen, ich wollte
01:00:58: es nicht.
01:00:58: Was wär's denn von dir zu Hause geworden?
01:00:59: Soziales oder?
01:01:01: Ja, irgendwas in die Richtung sicherlich.
01:01:03: Ach so, so konkret waren sie noch gar nicht?
01:01:05: Naja, also ist ja jetzt nichts geworden und ich wollte sie auch nicht.
01:01:08: Deswegen muss ich da jetzt keine Bilder aufmachen.
01:01:11: Ach,
01:01:12: das wär so schön, Bilder aufzumachen.
01:01:13: Wir brauchen jetzt noch zwei Bilder von Ihnen.
01:01:16: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
01:01:18: In fünf?
01:01:19: Warten Sie mal, da ist ja noch eine Wahl dazwischen, ne?
01:01:23: Habe ich noch nicht entschieden.
01:01:25: Aber was könnte es denn so sein, um vielleicht doch noch mal ein Bild aufzumachen?
01:01:30: Naja, in jedem Fall werde ich politisch noch aktiv sein.
01:01:33: Vielleicht doch in Senat dann.
01:01:36: Der Hamburger Senat, der wird ja erst in fünf Jahren wieder neu gewählt.
01:01:39: Von daher, das dürfte dann knapp sein.
01:01:42: Wo sehen Sie Hamburg in fünf Jahren?
01:01:46: Also ich finde, dass Hamburg eine ... Ein wirklich gutes Bundesland ist, um es mal in diesen Vergleich zu bringen mit anderen.
01:01:56: Wir sind ziemlich weit vorne und wir müssen uns jetzt sehr anstrengen, um da zu bleiben und anderen Bundesländern auch zu zeigen, es geht.
01:02:07: Und da sehe ich Hamburg.
01:02:09: Das sieht man manchmal nicht, wenn man in der Stadt die ganze Zeit lebt.
01:02:12: Das ist mir völlig klar.
01:02:13: Aber wir sind so weit mit unserem Schulbau.
01:02:16: Wir sind weit auch mit Klimazielen.
01:02:19: immer wieder ein großes Thema ist natürlich.
01:02:22: Aber Hamburg ist eben auch die Stadt, die nie vergisst, dass es auch Menschen gibt, die nicht so viel Geld haben und die trotzdem mitkommen sollen und die trotzdem nicht abgehängt werden sollen.
01:02:32: Es ist auch gerade bei Klimazielen immer ein wichtiges Thema.
01:02:36: Und dafür werde ich mich immer einsetzen.
01:02:38: und ich sehe Hamburg als eine Stadt, die so attraktiv ist und in der sich Menschen wohlfühlen, weil wir das so machen.
01:02:45: Weil wir immer auch ein bisschen darauf, nicht ein bisschen, weil wir sehr stark darauf schauen, dass möglichst und alle mitkommen, obwohl ich weiß, dass es große Herausforderungen gibt.
01:02:56: Keine Herausforderung, weil diese eine Stunde mit Ihnen ist.
01:02:58: Es war ein großes Vergnügen.
01:03:01: In Gute-Leute-Das-Hambuch-Gespräch.
01:03:03: Ich bedanke mich herzlich für Ihre Zeit im Terminplan.
01:03:07: Wir haben lange versucht, Sie herzulocken, aber jetzt ist
01:03:10: es gelungen.
01:03:11: Das stimmt gar nicht.
01:03:12: Na gut.
01:03:13: Aber ich danke herzlich für die Einladung.
01:03:15: Sehr
01:03:15: gerne.
01:03:16: Also,
01:03:16: ahoy.
01:03:19: Das war Gute-Leute.
01:03:21: Das Hamburg-Gespräch mit Lars Meier.
01:03:23: Von der gute Leudefabrik, der Szene Hamburg und dem Zeitverlag.
01:03:28: Folgt dem Hamburg-Gespräch als
01:03:29: Podcast auf allen bekannten
01:03:31: Streaming-Plattformen.
01:03:32: Jeden zweiten Montag neu.
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